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Die 100 Mrd. Dollar Frage

Fast alle deutschen Medien haben den geplanten Börsengang von Facebook und die derzeitige Bewertung von 100 Mrd. USD aufgenommen. Auslöser war ein Bericht auf CNBC. Nicht ganz zu unrecht wird in der deutschen Berichterstattung darauf verwiesen, dass Facebook dann an der Börse höher bewertet wäre als etwa Deutsche Bank, Deutsche Post und Lufthansa zusammen.

Natürlich wird bei der Analyse der Bewertung schnell ein Blick auf die erste Internetblase geworfen und auch Vergleich zu den Börsengängen anderer Internetunternehmen gezogen, zuletzt der von LinkedIn. Worauf aber basiert die Bewertung von Insidern? Ist es nur die enorme Reichweite von Facebook, die zu erwartenden Erträge, das strategische Potential bzw. die Summe dieser Faktoren oder nur der neue Wahnsinn?

Maßgeblich für die Meinungsbildung der Analysten dürfte vor allem das strategische Potential von Facebook sein, da das Unternehmen dabei ist, das Internet zum Teil neu zu definieren. Die derzeitige Vernetzung von fast 700 Mio. Nutzern weltweit ist ein in der Historie des Internets einmaliger Vorgang; denn ein Großteil dieser Nutzer ist bereit, Facebook tiefen Einblick in das Nutzerverhalten zu geben und dies auf Basis valider Daten. So geben die Nutzer Facebook nicht nur Einblick in das eigene Nutzungsverhalten auf der Webseite von Facebook, sondern über die Like Buttons auch auf externen Webseiten sowie über Places auch im mobilen Internet.

Derzeit fokussiert sich Facebook darauf, diese Datenbasis zu verbreitern und zu vertiefen. Eine kommerzielle Nutzung der Daten wird nicht vorangetrieben, zumal dies zu Lasten des Wachstums gehen würde, da das Vertrauen der Nutzer beschädigt werden könnte. Daher fokussiert sich Facebook derzeit darauf, Umsätze auf der Facebook Webseite zu genieren, vor allem über Anzeigen wie auch über die Social Games Industrie via Facebook Credits. Die derzeitigen Investoren stützen offenbar diesen Kurs bzw. gestalten ihn mit.

Aber es ist nur eine Frage der Zeit bis Facebook den Datenbestand selbst auch monetarisieren wird. Sicherlich nicht durch eine direkte Nutzung, aber denkbar sind z.B. Anzeigenmodelle auf Basis des open graph, die dann in direkte Konkurrenz zu Google treten: So wird eine Webseite dann Anzeigen von Facebook einbinden können, die den Nutzer, dessen Interessen sowie die Interessen seiner Freunde identifizieren können. Im Kontext von Webseiten zu Musik könnte ein solches soziales Anzeigenmodul dann Musik vorschlagen, welche die Freunde des Nutzers mögen oder gekauft haben. Nicht gut für Google, aber gut für Facebook und deren (zukünftige) Anteilseigner.

Blogger in Charge bei Futurebiz, Speaker, Autor und Senior Digital & Social Media Berater bei der Agentur BRANDPUNKT. Jan Firsching berät Marken und Unternehmen bei der Entwicklung von digitalen und Social Media Strategien. Zu Futurebiz Consulting Blogger in charge at Futurebiz. Speaker, author and senior digital & social media consultant at the BRANDPUNKT agency. Jan Firsching advises brands and companies on the development and implementation of digital and social media strategies.

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