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Salim Ismail auf dem SingularityU German Summit: “Das interne Immunsystem bremst Konzerne bei der Digitalisierung”

Digitale Transformationen, digitale Geschäftsmodelle und neue Technologien. Organisationen stehen vor immer neuen Herausforderungen und obwohl sich viele Konzerne digital transformieren wollen, fehlt es oftmals noch an der Konsequenz in der Umsetzung. Auf dem SingularityU Germany Summit 2017 wurden Marken und Unternehmen zwei Tage lang mit technischen Entwicklungen und daraus resultierenden Änderungen konfrontiert. Wie entwickeln sich verschiedene Branchen? Welche Auswirkungen hat dies auf meine Produkte und Dienstleistungen? Welche Möglichkeiten bieten mir neue Technologien wie Virtual Reality, Artificial intelligence und Robotics?

SingularityU German Summit: internes Immunsystem bremst Konzerne

Salim Ismail berät internationale Konzerne, ist Mitgründer der Singularity University und Autor von Exponential Organizations. In seinem Vortrag hat Salim aufgezeigt, wie ganze Branchen sich durch neue Technologien und digitale Geschäftsmodelle ändern und was in den Köpfen der Verantwortlichen passieren muss, um sich wirklich digital zu transformieren und exponentiell zu wachsen.

Salim Ismail SingularityU Summit Germany - Berlin
SingularityU Summit Germany – Berlin – 04.05.2017 – Foto: Sebastian Gabsch

Wir haben uns auf dem Singularity Summit mit Salim unterhalten und darüber gesprochen, vor welchen Herausforderungen Marken und Unternehmen stehen, warum Facebook sich in einer idealen Position befindet und warum wir uns noch nicht im Ansatz vorstellen können, welche Möglichkeiten aufstrebende Technologien wie Virtual Reality bieten. “Anyone can be disrupted.”

Raus aus der Komfortzone: Organisationen fehlt die Geschwindigkeit

Geht es nach Salim Ismail, haben Konzerne in der Regel folgende Probleme, die eine digitale Transformation verhindern. Ein Hauptproblem ist der Transfer von bestehenden Geschäftsmodellen hinzu digitalen Geschäftsmodellen. Die wohl bekanntesten Beispiele sind die Musikindustrie und die Nachrichtenbranche. Aus physikalischen Produkten werden digitale Informationen. Sämtliche sozialen Netzwerke sind “Information only products”. Information heißt in diesem Fall nicht nur Nachrichten, sondern jegliche Form und Ausprägung von digitalen Inhalten.

Was Facebook, Twitter und Co. ausmacht, ist die Geschwindigkeit. Die Geschwindigkeit mit der Informationen verbreitet und zugänglich gemacht werden. So wie die Geschwindigkeit, in der neue Technologien implementiert werden.


Etablierte und traditionelle Konzerne können diese Geschwindigkeit nicht mitgehen, da ihnen einerseits das digitale Geschäftsmodell fehlt und zweitens, weil sie in einer Welt leben, die oftmals auf Errungenschaften und Entwicklungen aus der Vergangenheit basiert. So befinden sich laut Salim Ismail viele Konzerne in einer Komfortzone und das Bewusstsein für eine digitale Neuausrichtung ist nicht in der Form vorhanden, die in 2017 benötigt wird.

Ein Spezialgebiet von Salim sind Exponential Organzizations. Also Unternehmen, die exponentiell wachsen und vom Kern her digital aufgestellt sind. In Deutschland sieht Salim Ismail Springer als einen der Vorreiter der digitalen Transformation. Er sieht Deutschland aber auch primär als “fast followers” und nicht als “digital leaders”. In seinen Augen ist das aber kein Problem, sondern bietet auch viele Vorteile. Ein Beispiel hierfür wäre Wimdu, welches das Geschäftsmodell von Airbnb adaptiert hat.

Nutzerbasis von Facebook sorgt für exponentielles Wachstum bei Instagram & Co.

Instagram wurde in 2010 gegründet und wächst sieben Jahre später schneller als jemals zu vor. Der Facebook Messenger wurde vor fünf Jahren veröffentlicht und kommt auf über 1,2 Mrd. Nutzer. Ein entscheidender Faktor für dieses Wachstum ist Facebook an sich. Was andere Unternehmen fehlt, beherrscht Facebook in Perfektion. Neue Technologien werden frühzeitig erkannt und die langfristige Planung integriert. So hat Facebook es mit Instagram gemacht, mit dem Feld der mobile Messaging Apps und mit der Übernahme von Oculus Rift im Jahr 2014.

Laut Salim ist das eine der Stärken von Facebook und einer der entscheidenden Vorteile gegenüber nahezu allen anderen Branchen, die von ihrem eigenen internen Immunsystem ausgebremst werden. Während virtual Reality noch oftmals belächelt und in die Gaming-Ecke gestellt wird, geht es bei Facebook um die Zukunft der digitalen Kommunikation und Information. Viele große Konzerne beharren noch zu stark auf bestehenden Geschäftsmodellen und dem eigenen Status Quo.

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SingularityU Summit Germany – Berlin – 04.05.2017 – Foto: Sebastian Gabsch

Aus diesem Grund agiert Facebook auch immer mehr wie ein Investor. Es geht darum frühzeitig in die richtigen Unternehmen und Technologien zu investieren und hiervon dann langfristig zu profitieren.

Exponentielles Wachstum: Konzerne müssen sich am Rande ihrer Organisation digitalisieren

Um diese Probleme zu umgehen und an Geschwindigkeit zu gewinnen, empfiehlt Salim Ismail neue digitale Geschäftsmodell entweder am Rand der bestehenden Organisation zu entwickeln, oder einen komplett neuen Bereich zu initiieren. Als Beispiel nennt er hierfür Carsharing und BMW. Wer seit 30 Jahren für BMW arbeitet, hat eine vollkommen andere Einstellung zu eigenen Produkten und Geschäftsmodellen. Hier fehlt der Spirit und auch der Wunsch nach Veränderungen.

In vielen Bereichen fehlt auch noch die Vorstellungskraft dafür, wie schnell sich das eigene Umfeld bereits geändert hat und vor allem noch ändern wird.

Bis 2020 sollen über 6 Mrd. Menschen online sein. Prognosen für die Verbreitung von internetfähigen Devices werden konsequent nach oben korrigiert. So hat Ericson seine Prognose von 50 Mrd. Devices in 2020 auf 500 Mrd. Geräte geändert.

Während viele Unternehmen schon mit der ersten Stufe ihrer Digitalisierung große Probleme haben, stehen die nächsten exponentiellen Unternehmen schon zahlreich in der Startreihe. Werden von traditionellen Konzernen Technologien wie VR, AR, Bitcoins und AI noch in die Nerd und Gaming-Ecke gestellt, gibt es eine fülle von Start-Ups die mindestens zwei bis drei Schritte weiter sind und sich den Möglichkeiten annehmen, anstatt sich vor ihnen zu verschließen. Das interne Immunsystem ist stärker als viele denken (oder zugeben möchten), nur ist es in diesem Fall kein Vorteil. Unternehmen die nicht digital und exponentiell denken sind immer öfter angreifbar. Sie werden Opfer ihres eigenen Immunsystems.

Weitere Leseempfehlung zu dem Thema sind der Artikel von Stephan Dörner –  Digitalisierung: Wer jetzt nicht exponentiell denkt, droht unterzugehen und unser Artikel vom Singularity Summit aus dem letzten Jahr. Exponentielles Wachstum ist das Ziel und Software rettet die Welt.

Blogger in Charge bei Futurebiz, Speaker, Autor und Senior Digital & Social Media Berater bei der Agentur BRANDPUNKT. Jan Firsching berät Marken und Unternehmen bei der Entwicklung von digitalen und Social Media Strategien. Zu Futurebiz Consulting Blogger in charge at Futurebiz. Speaker, author and senior digital & social media consultant at the BRANDPUNKT agency. Jan Firsching advises brands and companies on the development and implementation of digital and social media strategies.

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