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Datenschutz und Internetkompetenz

Facebook hat heute in Berlin gemeinsam mit Bundesfamilienministerin Kristina Schröder das Projekt SMARt  “Social Media Advisory Roundtable” ins Leben gerufen. Nach Aussage der Ministerin “gehe es längst nicht mehr darum, ob wir Soziale Netzwerke gut oder schlecht finden. Soziale Netzwerke sind Realität. Wir müssen Jugendliche deshalb fit machen, selbstbestimmt und verantwortungsbewusst damit umzugehen”.

Die Beteiligung von Facebook ist grundsätzlich zu begrüßen, da das Unternehmen hier eine große Verantwortung trifft. Für Facebook ist das natürlich ein Spagat, da die Stärkung von Medienkompetenz auch die Sensibiliserung für den Datenschutz beinhalten muß. Hier muß Facebook aber mit Blick auf das eigene Geschäftsmodell und die Aktionäre andere Interessen verfolgen. Es wird sich zeigen, ob dieser Widerspruch auflösbar ist. Ansonsten läuft Facebook Gefahr an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Und hier geht es dann um die Marke Facebook selbst. Facebook ist darauf angewiesen, das Vertrauen der – bislang oft ahnungslosen – Nutzer langfristig zu erhalten, da die Nutzer die Basis des Geschäftsmodells sind.

Das Projekt SMARt selbst hat sich einiges vorgenommen: “Jugendliche erarbeiten im Rahmen des “Social Media Advisory Roundtables – SMARt”  zusammen mit Eltern, Pädagogen, Experten aus dem Jugendmedienschutz und Facebook Strategien zur Stärkung der Medienkompetenz in Sozialen Netzwerken und formulieren Erwartungen an Plattformbetreiber. Die Ergebnisse werden in einer jährlichen Veranstaltung – Social Learning Summit – der Öffentlichkeit präsentiert.” Das sieht allerdings auch nach einem langwierigen Projekt aus, welches durch die Einbindung einer Hochschule sicherlich nicht beschleunigt wird.

Hilfreich könnte die Einbeziehung bestehender von Nutzern gestaltteten Initiativen wie z.B. “Europe vs. Facebook” sein, WENN diese für einen Kooperationskurs zu gewinnen wäre. Immerhin ist der Initiative gelungen, mehr als die geforderten 7.000 Kommentare zur neuen Datenverwendungsrichtlinie zu sammeln. Zur Erinnerung: Facebook hatte eine Abstimmung der Nutzer zugesagt, wenn mehr als 7.000 Kommentare zum gleichen Thema abgegeben werden: Opportunity to comment and vote Unless we make a change for legal or administrative reasons, or to correct an inaccurate statement, we will give you seven (7) days to provide us with comments on the change. If we receive more than 7000 comments concerning a particular change, we will put the change up for a vote. The vote will be binding on us if more than 30% of all active registered users as of the date of the notice vote.

Dann aber müßte diese Initiative allerdings ihren bisherigen Konfrontationskurs aufgeben, der bisher aber maßgeblich für den Erfolg war. Insgesamt wäre es aber zu begrüßen, wenn sich ein breiter Konsens herstellen lassen könnte. Das ist ja letztlich auch das Credo von Facebook, nachdem das Netzwerk den Nutzern gehört. Nur ist es bisher den Nutzern faktisch kaum möglich, an dieser Debatte teilzunehmen, da Facebook den einzelnen Nutzer nicht informiert. Die Diskussion wird für die meisten Nutzer auf der o.g. Seite Facebook Site Governance verstärkt, die mal eben 3% der Nutzer erreicht. Und der Börsengang macht es unwahrscheinlich, dass Facebook hier eine Flanke öffnet. Es sieht daher derzeit leider noch nicht danach aus, dass alle an einem Strang ziehen.

In jedem Fall ist die Initiative SMARt deutlich mehr wert, als die fast infantile Haltung von Verbraucherschutzministerin Airgner, die ja bekanntlich als Reaktion ihr eigenes Facebook Konto geschlossen hatte.

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