Ein wenig mussten wir gestern Abend doch schmunzeln, als wir von der Übernahme von Facebook gelesen haben. Der Deal ist aus verschiedenen Gesichtspunkten äußerst interessant, kontrovers und vielversprechend.
Die Presse hatte sich gerade so richtig auf WhatsApp eingeschossen und die üblichen Datenkrake, NSA und Privatsphäre Artikel wurden verfasst. Gleicher Aufbau wie bei Facebook. Nahezu die gleichen Inhalte und identische Reaktionen. Und dann: Facebook übernimmt WhatsApp. Der Beste und vielleicht schlechteste Zeitpunkt. Zumindest für den deutschen Markt.
Dann gibt es noch die endlosen Aussagen zur Teenager-Abwanderung bei Facebook. Alle Teenager gehen zu WhatsApp und die Messenger App ist der Wettbewerber von Facebook, wenn es um Wachstum und die Verweildauer geht. Diskussion beendet! Facebook übernimmt WhatsApp. Wer WhatsApp für den angeblichen Untergang von Facebook herangezogen hat, der muss sich jetzt etwas anderes einfallen lassen. Es gibt ja noch Snapchat.
Nutzerzahlen sind nicht alles, aber wenn wir Facebook, Instagram und jetzt WhatsApp addieren, kommen wir auf 2 Mrd. Menschen. 2 Mrd. Menschen aus allen Altersklassen und sämtlichen Regionen. Mark Zuckerberg hatte gestern mehrfach betont, dass WhatsApp in den USA bei weitem nicht den Stellenwert und Bekanntheitsgrad hat, wie es in Deutschland der Fall ist. WhatsApp bringt potenzielles Wachstum für die USA, aber WhatsApp bringt vor allem 450 Mio. Nutzer mit sich. Nutzer die jede Menge Nachrichten verschicken. Facebook ist das größte soziale Netzwerk. Instagram wächst am schnellsten und verfügt über eine sehr aktive Nutzerschaft. WhatsApp hat in fünf Jahren 450 Mio. Nutzer aufgebaut.
Facebook braucht WhatsApp nicht wegen seiner technischen Finesse, oder dem revolutionären Geschäftsmodell (es gibt keines). Facebook hat WhatsApp wegen seiner Nutzer und den Wachstumsmöglichkeiten übernommen. Wie Instagram bleibt WhatsApp als eigenständige App bestehen. Facebook, Facebook Messenger, Instagram, Paper und jetzt WhatsApp bilden die mobile Armade und es führt kaum ein Weg daran vorbei.
Für die Nutzer ändert sich erst mal nichts. Ähnlich wie es bei Instagram der Fall ist. Es gibt zwar immer Stimmen, die auf Grund solch einer Übernahme ihre Accounts löschen wollen, in der Realität sind es dann aber nur ein sehr kleiner Teil der bestehenden Nutzer. Wer kann sich noch an die Richtlinien Änderung von Instagram erinnern? Alle wollten sich abmelden, danach ging es für Instagram aber erst richtig los.
Klar ist auch, wenn Facebook 19 Mrd. investiert, dann muss dabei auch etwas herausspringen. Vorstellbar wäre die Verbindung zu mobile App Install Ads, oder eine Verbindung zum Facebook App Zentrum. Das wäre für viele App Entwickler interessant und Facebook würde für zusätzliche Verbreitung von mobile Apps mit Facebook Login sorgen. Genügend Apps sind da und die investierten Budgets für App Install Ads steigen immer weiter an. Natürlich kann WhatsApp auch zur Verbreitung der eigenen Apps herangezogen werden. Ein ähnliches Modell können wir bei Line beobachten (Tipp für Google!!!).
Facebook war in den App Stores schon lange dominant. Facebook selbst, Instagram und der Facebook Messenger waren fester Bestandteil der Top 10 mobile Apps. Die Dominanz wird jetzt noch größer. Facebook setzt seine mobile Strategie konsequent fort. “If you can’t beat them, buy them”, gehört auch mit dazu.
Das Ende von Facebook sieht sicher anders aus. Was wohl Google denkt?
Bildquelle Flick: Fotograf – See-ming Lee 李思明 SML
Blogger in Charge bei Futurebiz, Speaker, Autor und Senior Digital & Social Media Berater bei der Agentur BRANDPUNKT. Jan Firsching berät Marken und Unternehmen bei der Entwicklung von digitalen und Social Media Strategien. Zu Futurebiz Consulting
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