Influencer Marketing steht gerade bei jungen Marken und auch Start-Ups hoch im Kurs. Während die „Dickschiffe der deutschen Industrie“ das Thema erst einmal gründlich betrachten (Ausnahmen bestätigen die Regel) sind junge Unternehmen schon seit längerer Zeit aktiv. In Deutschland ist das u.a. Unternehmen „Kapten & Son“ aus Münster. Das Unternehmen vertreibt seit 2014 unter der eigenen Marke Uhren Sonnenbrillen und erlebte im Weihnachtsgeschäft 2014 quasi den Durchbruch, als die über Influencer bekanntgewordene Marke beliebt wurde. Instagram wurde für das Unternehmen zur zweiten Heimat. Dort hat Kapten & Son heute über 290.000 Follower und arbeitete schon mit der Instagram-Influencern Pamela Reif oder Lena Meyer-Landrut zusammen.
Wir haben im Vorfeld der New Platform Advertising Konferenz in Hamburg einmal Maria Bonarz interviewt, die bei Kapten & Son für das Marketing zuständig ist. Maria gibt einen guten Einblick in den Stellenwert von Influencer Marketing und die Relevanz der Platform Instagram. Hier ist das Gespräch:
Futurebiz: Ihr habt Marke und Produkte ja ganz wesentlich über Influencer bekannt gemacht. Welche Rolle spielen dabei für Euch Instagram, welche Blogger Relations?
Maria: Instagram ist einer unserer wichtigsten Kanäle. Dort ist es einfach, potenziellen Kunden das Markenimage näher zu bringen – auch weil wir dort engen Kontakt mit ihnen haben und sofort Feedback bekommen. Bei uns kommt der Content bei Instagram überwiegend von den Influencern, deren Bilder erzählen die Geschichte der Brand. Insgesamt spielen Instagram und Blogger eng zusammen, da viele auf beiden Kanälen unterwegs sind. Die Blogger verbreiten die Geschichte der Marke und das ist glaubwürdiger als herkömmliche Mediaplatzierung wie z.B. Fernsehwerbung. Die verschiedenen Möglichkeiten der Interaktion ermöglichen einen persönlicheren Kontakt zwischen Leser und Blogger. Zusätzlich zu Instagram bieten uns Blogs die Möglichkeit, Content langfristiger abrufbar zu machen und über Stilvorbilder Einfluss auf Trends zu nehmen.
Futurebiz: Influencer Marketing ist in Deutschland gerade durch Instagram deutlich bekannter geworden. Es gibt mehr Akteure, Dienstleister, Agenturen etc. Inwiefern hat sich dadurch für Euch die Zusammenarbeit mit Influencern verändert?
Maria: Agenturen können die Zusammenarbeit mit Influencern professionalisieren und es gibt Analyse-Tools, die wir für das Tracking der Performance und bei der Wahl von neuen Influencern nutzen. Da derzeit immer mehr Firmen Influencer Marketing einsetzen, steigen die Preise, aber auch die Möglichkeiten – wie man an den Tools erkennt. Trotzdem ist der persönliche Kontakt mit den Influencern für uns sehr wichtig, daher arbeiten wir sehr selektiv mit einzelnen Agenturen zusammen. Aufgrund der Vielfalt an Akteuren achten wir darauf, dass wir mit Leuten zusammenarbeiten, die hinter unserer Marke stehen und authentisch dabei sind. Zudem kooperieren wir nur mit Leuten, die unser Image repräsentieren und somit gut zu uns passen.
Futurebiz: Führt das Eintreten größerer Marken und Unternehmen dazu, dass sich nun Influencer anders verhalten?
Maria: Ihr Marktwert steigt durch die hohe Nachfrage natürlich – und damit die Preise. Durch die steigende Anzahl an Akteuren und Unternehmen professionalisiert sich der Markt stetig. Wir haben aber bereits mit vielen Influencern zusammengearbeitet, als sie noch weniger bekannt waren und dadurch in der Zwischenzeit ein gutes Verhältnis aufgebaut. Wir gehen offen und ehrlich mit den Influencern um und fahren damit bis heute sehr gut.
Futurebiz: Vor allem die größeren Unternehmen schauen meist auf die Top 10 Influencer. Wie können sich noch weniger bekannte oder reichweitenstarke Influencer dort erfolgreich positionieren?
Maria: Uns kommt es nicht nur auf die Reichweite an, sondern auch auf die Community und die Qualität der Posts. Wenn weniger bekannte Influencer einen qualitativ hochwertigen Account haben, macht es Sinn, auch mit ihnen zusammenzuarbeiten. Die Bindung zwischen Followern und kleineren Instagramern kann manchmal auch enger sein als es bei reichweitenstarken Influencern der Fall ist. Trotzdem ist es nicht möglich eine pauschale Aussage zu treffen: Je nach Ziel kann die Zusammenarbeit sowohl mit kleineren als auch mit größeren Influencern sinnvoll sein. Entscheidend ist die Authentizität des Influencers und langfristig kommt es bei Instagram nicht nur auf Quantität sondern vor allem auf Qualität an.
Futurebiz: Welche Perspektiven seht Ihr für den eCommerce via Instagram – trotz fehlender Linkmöglichkeit?
Maria: In Sachen Instagram Werbung sind wir noch in der Testphase und können noch keine Empfehlung abgeben. Es gibt derzeit verschiedene Möglichkeiten Produkte gezielt zu pushen – etwa über Gutscheine. Diese sind aber wegen verschiedener Gutscheinplattformen nicht unbedingt akkurat bei der Performancemessung und werden oft viral gestreut, was das Tracking verzerrt. Man kann auch versuchen den Verkauf durch die Veröffentlichung von neuen Produkten oder besonderen Angeboten anzukurbeln. Dabei steigert die Zusammenarbeit mit Influencern den Will-Haben-Effekt der Nutzer. Bei uns sind nicht alle Social-Media-Aktivitäten Performance-orientiert. Wir wollen über Image-Bildung nachhaltige Effekte erzielen.
Geschäftsführer der Agentur BRANDPUNKT sowie Gründer / Autor von Futurebiz.
Brandpunkt ist eine Berliner Agentur für Digitale Markenführung & Social Media.