Mit der INREACH haben wir eine Konferenz ins Leben gerufen, welche die Welt der Influencer, Blogger, YouTuber, Instagrammer und die Welt der Marken zusammenführen sollte. Und genau das ist auch passiert. Schnell hat sich aber auch wieder herausgestellt, dass beide Parteien noch oft andere Ansichten und Erwartungen an die jeweilige Gegenseite haben.
Blogger und Influencer sind für ehrliche und offene Gespräche
Wir hatten die INREACH in zwei Bereiche unterteilt. Einmal die Marketingkonferenz, auf der Marken wie TUI, Neckermann, AUDI, der WWF und Gruner + Jahr von ihren bisherigen Aktivitäten und Erfolgen im Feld des Influencer Marketing berichtet haben. Dann gab es noch die Influencer Workshops, bei denen es speziell um den Erfahrungsaustausch zwischen Marken und Influencer ging. Zusammen mit Michael Masuch und Annika Duksch von TUI habe ich den Workshop „We pay the bill – Erwartungen von Marken an Blogger und Influencer“ gehalten. Was als eine Diskussion über Inhalte und Kooperationsmöglichkeiten gedacht war, hat sich in eine intensive Diskussion über Blogger und Influencer Relations gewandelt.Auch wenn das Thema schon ausgiebig diskutiert wurde und es viele Blogartikel zu dem Thema gibt, scheint die Ansprache von Marken-, Netzwerk- und Agenturseite immer noch eines der größten Probleme zu sein, mit dem die Influencer überhaupt nicht zufrieden sind. Von ca. 20 Folien die ich zur Sicherheit für den Workshop vorbereitet hatte (vielleicht sagt ja niemand etwas), konnte ich nur drei zeigen, so intensiv wurde die Diskussion geführt.
Eine fehlende Recherche und intensivere Auseinandersetzung mit den Influencern wurde als größte Schwachstelle bei der Kommunikation immer wieder genannt. Dies führt dazu, dass viele Blogger, YouTuber und Instagrammer ein schlechtes Bild von Agenturen und Netzwerken haben. Verständlich. Es hat sich aber auch gezeigt, dass oft nicht zwischen Agenturen und Netzwerken unterschieden wird, beziehungsweise die Unterschiede und anderen Ansätze nicht klar sind. Netzwerke wurden häufig mit Agenturen gleichgestellt, was für beide Seiten keine ideale Situation ist.
Influencer und Marken – zwei unterschiedliche Welten
Die unterschiedliche Wahrnehmung ist ein Problem der ganzen Branche und führt wieder auf die gleichen Probleme zurück, die schon seit Jahren mit Bloggern bestehen. Das Verständnis fehlt und auch die nötigen Investitionen die nötig sind, um sich mit seinem Gegenüber auf eine Ebene zu begeben. Dabei können wir doch so viel voneinander lernen und die Zusammenarbeit mit Influencern bietet wesentlich mehr, als den plumpen Kauf von Reichweite. Instagrammer geben teilweise in Nebensätzen Hinweise, die Marken helfen und auf bestehende Fehler aufmerksam machen. „Unsere Interaktionen gehen deutlich runter, wenn wir Text in Fotos platzieren.“ Das ist nur eines von vielen Beispielen.
Die Reichweiten von YouTube Stars und Influencern sind enorm, führen aber auch zu einem sehr starken Wettbewerb untereinander, der meiner Auffassung nach teilweise zu Neid und Missgunst führt. Sichtweisen wie wir es vom Facebook Marketing kennen, zum Beispiel das die Fanzahl nicht entscheidend ist, gibt es häufig nicht. Abonnenten auf YouTube und Follower auf Instagram sind entscheidend. Wenn wir (Agenturen, Marken, Netzwerke) beim Influencer Marketing auch nur in Reichweiten denken, ist das für die Zusammenarbeit nicht förderlich. Influencer wie Anzeigen zu buchen ist nur ein kleiner Teil und ich bin mir wirklich nicht sicher, wie lange dieser Ansatz noch funktioniert.
Deutlich wurde auf der INREACH aber auch, dass beide Seiten großes Interesse haben voneinander zu lernen und noch mehr Lust miteinander zu arbeiten. Dieses Interesse besteht natürlich auf beiden Seiten und jetzt muss noch die richtige Sprache gefunden werden. Viele der teilnehmenden Influencer sind schon sehr professionell unterwegs und lassen sich von Marken und Agenturen nichts mehr erzählen. Sie wissen genau welches Interesse auf Markenseite besteht und wie wertvoll ihre Reichweiten und Profile sind. Dann gibt es aber noch die anderen Influencer, die teilweise auch sehr erfolgreich auf YouTube und Instagram unterwegs sind, aber noch nicht wirklich wissen, was sie hiermit anfangen sollen und wie eine Kontaktaufnahme zu Marken aussehen. Dies führt dazu, dass Influencer Netzwerke starken Zulauf von Influencern haben. Es spricht nichts dagegen, aber dann braucht man sich auch nicht zu wundern, wenn die Kooperationen nicht auf dem Level ablaufen, welches man sich vorgestellt hat.
Influencer Marketing – Hohe Ambitionen auf beiden Seiten
Die Ambitionen der „Influencer“ sind teilweise höher als die Ambitionen der Marken. Dass sie agiler sind und schneller auf neue soziale Netzwerke und Apps aufspringen, ist kein Geheimnis. Sie sind aber auch bei der Produktion von Fotos und Videos sehr gewissenhaft. Für einen Großteil der Teilnehmer ist es normal, jeden Tag neuen Content zu veröffentlichen und dementsprechend wird auch Zeit in Instagram und Co. investiert. Wenn für manche Marken Social Media immer noch eine Teildisziplin ausmacht, gibt es für Influencer nichts anderes. Das zeigen die Inhalte, die Interaktionen und die Wachstumsraten der Accounts.
Diese investierten Aufwände müssen von Marken honoriert werden. Finanziell, aber die Wertschätzung sollte sich auch in der Zusammenarbeit widerspiegeln. Ein Faktor, den viele Influencer bei Netzwerken vermissen. Dennoch nutzen viele Influencer Netzwerke und registrieren sich häufig auch bei mehreren Anbietern. Es dreht sich um Relations und die Ansprache, es dreht sich aber auch um das Verständnis seitens der Influencer für Netzwerke. Was erwarte ich von Netzwerken? Was bringt mir eine Mitgliedschaft Welche Unterschiede gibt es bei den verschiedenen Netzwerken? An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass Influencer natürlich auch von Netzwerken profitieren. Denn es wird genau die Aufgabe übernommen, die vielen Influencern selbst schwerfällt: die Kontaktaufnahme zu Marken.
Die INREACH hat mal wieder gezeigt, dass wir einfach miteinander reden müssen. Ungezwungen und nicht immer muss der Gedanke einer Kooperation oder Kampagne der Auslöser für den Austausch sein. Marken haben auch keine Probleme damit (ganz im Gegenteil), wenn Blogger und Co. aktiv auf sie zugehen. Nur gelten dann auch hier die gleichen Kriterien.
Eine Anleitung zu Blogger und/oder Influencer Relations ist nicht nötig, wenn man offen und ehrlich miteinander umgeht. Wer dennoch sicher gehen möchte, der kann sich das Blogger Relations Bullshit Bingo bookmarken. Dann kann fast nichts mehr schiefgehen. 😉
Blogger in Charge bei Futurebiz, Speaker, Autor und Senior Digital & Social Media Berater bei der Agentur BRANDPUNKT. Jan Firsching berät Marken und Unternehmen bei der Entwicklung von digitalen und Social Media Strategien. Zu Futurebiz Consulting
Blogger in charge at Futurebiz. Speaker, author and senior digital & social media consultant at the BRANDPUNKT agency. Jan Firsching advises brands and companies on the development and implementation of digital and social media strategies.