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Gastbeitrag: Pinterest in Deutschland – Für welche Unternehmen lohnt es sich, schon jetzt loszulegen?

Über den Autor:

Andreas Werner ist seit über 15 Jahren Online-Marketer, Berater, Analyst, Autor und bloggt auf www.datenonkel.com. Ihr findet Andreas auch auf Google+.

Die Berichterstattung über Pinterest hat auch die deutsche Publikumspresse erreicht: Der Netzökonom Holger Schmidt schrieb darüber im FOCUS.

Wundern muss man sich darüber eigentlich nicht. Die Erwähnungen von Pinterest in den US-amerikanischen Medien nahmen im Januar stark zu und sind zu uns nach Europa herübergeschwappt. Google Trends belegt das:

Allerdings scheint die Themenkarriere auch schon wieder auf dem absteigenden Ast befindlich. Hier trage ich nun einfach mal die wichtigsten bisher vorhandenen Daten rund um Pinterest zusammen. Das wird helfen, die Lage etwas umfassender zu beurteilen.
Reichweite

Es gibt Panels, die Daten liefern: compete.com und ComScore. Beide ermittelten für den Januar ähnliche Ergebnisse für die USA: elf Millionen Unique User im Januar. In der folgenden Abbildung sieht man den progressiven Anstieg der Nutzung in den USA seit dem Launch im vergangenen Jahr:

ComScore sagte, dass es sich um die am schnellsten gewachsene selbständige Plattform handele. Ob das Unternehmen nun 2008 oder 2009 gegründet wurde, sollte uns dabei nicht interessieren. Es sieht jedenfalls nach einem großen Erfolg aus und weckt Begehrlichkeiten. Leider hat Pinterest in Deutschland kaum Nutzer – für Januar 2012 wurden von ComScore gerade mal 69.000 Visitors für Deutschland gemessen.

Schaut man sich dann auch noch die Zusammensetzung der Nutzerschaft im DoubleClick AdPlanner an, dann erlebt man eigentlich keine Überraschung: Die deutsche Nutzerschaft rekrutiert sich vorwiegend aus der Social Media Professionals:

Am stärksten laden solche Nutzer, die auch Interesse an Venture Capital haben. Ob da die CopyCats auf der Pirsch sind? Die von den Nutzern besuchten Websites geben zudem eindeutige Hinweise. Es sind zwar nur grobe Anhaltspunkte, dennoch lässt sich ganz klar sagen, dass Pinterest bei der breiten Nutzerschaft in Deutschland noch nicht angekommen ist. Gegenwärtig ist das Online-Pinboard bei uns ein Phänomen, das fast ausschließlich Berater, Werber und Analysten interessiert.

Die Sprache, in der nach Pinterest gesucht wird, ist nahezu ausschließlich Englisch. Es existiert hinsichtlich der Nutzung also fast ausschließlich in der englischsprachigen Welt. Das schließt in Europa UK ein und in Asien Indien.

Relevante Produkte

Von ComScore weiß man, dass etwa zwei Drittel der Nutzerschaft Frauen sind. Schaut man auf die Standard-Boards, die Pinterest vorgibt, so sollte man schon eine grobe Vorstellung darüber haben, wofür es eigentlich konzipiert wurde:

Es geht um Bekleidung, Mode, Inneneinrichtung, Urlaub, Bücher und sonstige Produkte, die man schön auf Fotos darstellen kann. Das Wording ist sehr an – entschuldigen Sie bitte – Frauenzeitschriften angelehnt. So sind folgende Präferenzen der Nutzerschaft, die im DoubleClick AdPlanner abgebildet werden, wenig verwunderlich:

Mode bzw. Bekleidung lädt am stärksten, gefolgt von Einrichtungsgegenständen & Haushaltsausrüstung sowie Urlaubsgebieten. Mich persönlich wundert es ein wenig, dass Kochrezepte nicht auftauchen, aber das ist ja auch keine Kategorie im AdPlanner.

Nun weiß man, für welche Produkte Pinterest als Werbeträger taugt: Bekleidung, Sportausrüstung, Einrichtungsgegenstände inkl. Kochgerätschaften und alles was mit Urlaub zu tun hat. Hier sollten sich Unternehmen und Dienstleister vorbereiten, denn Pinterest wird ein Erfolg werden. Die Plattform schafft etwas, das neben Facebook & Google wenige andere Plattformen leisten – sie liefert Referrals, heiß geliebten Traffic. Dafür wird man in Zukunft bezahlen müssen – daran führt kein Weg vorbei. Kürzlich wurden für einen kleinen Zeitraum die Links auf Produkte bei Amazon verbogen, um daran zu verdienen. Es gab einen kurzen Aufschrei – v.a. weil die Nutzer darüber nicht informiert wurden. Im Wall Street Journal sagte der Pinterest Co-Gründer Ben Silbermann dann, dass man noch 100 Ideen hinsichtlich Refinanzierung habe. Auch wenn es keine 100 sind – dass es funktionieren wird, darf man ruhig glauben.

Die Nutzung von Pinterest

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Shareaholic hat am 31. Januar hierzu Daten veröffentlicht. Ob man diesen vertrauen darf? – Ich bin mir nicht sicher. Zur Methode wird lediglich folgendes gesagt: „According to our findings based on aggregated data from more than 200,000 publishers that reach more than 260 million unique monthly visitors each month”. Welche Nutzer das sind, bleibt im Dunkeln. Da Shareaholic selbst nicht so viele Nutzer hat, könnte ein Tracking über das Social PlugIn laufen. Die Daten würden in diesem Fall zwar nicht wirklich repräsentativ sein, wären aber als Anhaltspunkt gut zu gebrauchen.

Machen wir also einfach eine kleine Rechnung. Facebook hatte im Januar etwa 170 Millionen Besucher in den USA, Pinterest 11 Millionen. Pinterest lieferte mit diesem Traffic 3,6 % der Referrals. Überschlägig generierte Pinterest also in Relation zu seinen Besuchern mehr als doppelt so viel Traffic wie Facebook und hätte mit großem Vorsprung den besten Schnitt. Meine Dreisatzrechnung an dieser Stelle ist natürlich eine sehr vereinfachte Vorgehensweise.

Aber schauen wir nach dem Umgang der Nutzer mit Pinterest. Welche Quellen gibt es für die Pins?

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RJMetrics haben das mit einer ganz brauchbaren Methode untersucht. Es wurde eine Nutzerstichprobe gezogen und deren Pin-Historie untersucht. ETSY, Google und Flickr sind die großen Abräumer. ETSY ist wenig erstaunlich – Klamotten, Klamotten, Klamotten. Wenn wir dann danach schauen, wie die Nutzer rein funktional zu ihren Pins kommen, dann ergibt sich folgendes Bild:

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Über 80% der Pins sind Re-Pins. Der Grad an Viralität ist in Pinterest also gewaltig hoch. Schauen Sie sich ruhig mal die Werte für die „Virality“ ihrer Facebook-Beiträge an oder die Anteile der Re-Tweets bei Twitter. Der Grund hierfür kann natürlich auch sein, dass viele Nutzer es nicht schaffen, das Pin-Marklet in ihren Browser zu installieren und der Re-Pin dann die einfachste Möglichkeit ist.

Einen Wermutstropfen gibt es freilich. Die Zahl der Pins pro neuer Nutzer innerhalb der ersten 30 Tage der Nutzung war in den ersten Monaten sehr viel höher als im November und Dezember 2011.

Man darf also gespannt sein – vor allem auf die Rolle von Pinterest im diesjährigen Weihnachtsgeschäft in den USA und Kanada. Ich bin mir an dieser Stelle ziemlich sicher, dass spätestens dann erste Elemente der Refinanzierung live sein werden. Ein Kaufen-Button in der folgenden Abbildung käme sicher manchem Nutzer gelegen – oder?

Was sollten Unternehmen also zunächst tun, wenn sie in den relevanten Bereichen tätig sind?

  1. Eine Präsenz bei Pinterest einrichten und diese mit schönen Bildern der Produkte füllen.
  2. Dafür sorgen, dass die Bilder der Produkte mit dem Pinmarklet sauber erfasst werden können. Hier kann es beispielsweise Probleme mit Vergrößerungsapplikationen geben, die eingesetzt werden.
  3. Wenn ein Unternehmen englischsprachige Kunden hat, ist Beeilung angesagt.

Über Rückmeldungen und eine angeregte Diskussion würde ich mich sehr freuen!

Über den Autor:

Andreas Werner ist seit über 15 Jahren Online-Marketer, Berater, Analyst, Autor und bloggt auf www.datenonkel.com. Ihr findet Andreas auch auf Google+.

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