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Rechtliche Aspekte bei den neuen Facebook “embedded posts”

Wie die Kollegen bei allfacebook.de schon berichtet haben, sind seit heute die “embedded posts” für alle Nutzer verfügbar. Die Embedd Funktion ist vor allem für Blogger praktisch, weil man einfach und schnell Inhalte aus Facebook in den blog einbinden kann. Oder auch in die eigene Webseite. Das Einbinden von eigenen Inhalten ist dabei rechtlich unproblematisch. Wer also von der eigenen facebook Seite einen post in die eigene Webseite einbindet, hat rechtlich nichts zu befürchten. Aber was passiert eigentlich, wenn ein Dritter einen solchen Inhalt kommentiert? Dann kann es rechtlich schwierig werden. Daher haben wir einmal einen Experten gebeten, die rechtlichen Stolpersteine aufzuzeigen, die Rechtsanwalt Jan Seevogel in seinem Gastbeitrag für futurebiz zusammen gestellt hat.

Urheberrechtliche Bewertung des „Embedding“
Grundsätzlich unterscheidet sich die „Einbetten“-Funktion bei Facebook nicht wesentlich von den „Embedding“-Funktionen anderer Netzwerke (vgl. z.B. die „Embedded Tweets“-Funktion bei Twitter oder die „Embedding“-Funktion bei YouTube). Aus rechtlicher Sicht kommt es dabei zunächst entscheidend darauf an, ob das „Embedding“ eine urheberrechtlich relevante Nutzungshandlung darstellt. Eine solche urheberrechtlich relevante Nutzungshandlung kann in einer öffentlichen Zugänglichmachung oder in einer sonstigen Form der öffentlichen Wiedergabe liegen. Das Recht, einen Inhalt öffentlich zugänglich zu machen, ist in § 19a UrhG geregelt und stellt ein ausschließliches Recht des Urhebers (§ 15 Abs.2 UrhG) dar. Auch wenn man im “Embedding” keine öffentliche Zugänglichmachung im Sinne des § 19a UrhG, sondern eine sonstige (bisher nicht geregelte) Form der öffentlichen Wiedergabe sieht, müsste jeder, der einen Inhalt einbetten möchte, sich dieses Recht beim Urheber holen, es sei denn, es liegt bereits eine Einwilligung des Urhebers vor. Wenn nicht, bedeutet jedes „Embedding“ eine Urheberrechtsverletzung. Und genau diese Frage ist derzeit noch ungeklärt.
Da auch der Bundesgerichtshof keine eindeutige Antwort hatte, hat er kürzlich im Zusammenhang mit YouTube-Videos die Frage, ob das Einbetten eine öffentliche Wiedergabe darstellt, an den EuGH zur Entscheidung vorgelegt (Beschluss vom 16.05.2013, Az.: I ZR 46/12). Ich persönlich vertrete die Auffassung, dass das „Embedden“ eine urheberrechtlich relevante Nutzungshandlung darstellt. Der eingebettete Beitrag wird nämlich gerade nicht lediglich verlinkt, d.h. es wird gerade nicht nur darauf „verwiesen“, sondern der Inhalt wird unter einer neuen URL auf einer neuen Internetseite für die Öffentlichkeit einsehbar gemacht, an einer Stelle, an der dieser Inhalt vorher nicht einsehbar war. Auf welchem Server der Inhalt liegt und ob der „Einbettende“ die vollständige technische Kontrolle über den Inhalt behält oder nicht, kann m.E. für die öffentliche Wiedergabe keine Rolle spielen. Wie der EuGH das sieht, bleibt mit Spannung abzuwarten.
Auch der BGH tendiert zu der Auffassung, das Einbetten sei urheberrechtlich relevant, wenn er sagt: „Auch derjenige, der – wie im vorliegenden Fall – ein auf einer fremden Internetseite öffentlich zugänglich gemachtes fremdes Werk im Wege des „Framing“ zum integralen Bestandteil seiner eigenen Internetseite macht, erleichtert Nutzern seiner Internetseite nicht nur den Zugang zu dem auf der ursprünglichen Internetseite vorgehaltenen Werk. Vielmehr macht er sich das fremde Werk durch eine solche Einbettung in seine eigene Internetseite zu eigen…Ein solches Verhalten ist nach Ansicht des Senats bei wertender Betrachtung als öffentliche Wiedergabe im Sinne des Art. 3 Abs. 1 der Richtlinie 2001/29/EG einzustufen, die einer gesonderten Erlaubnis des Urhebers bedarf.“ (Beschluss vom 16.05.2013, Az.: I ZR 46/12). Allerdings vermischt der BGH m.E. an dieser Stelle die Rechtsfigur des „Zu-Eigen-Machens“ mit der Frage der urheberrechtlich relevanten Nutzungshandlung. Denn für eine öffentliche Zugänglichmachung oder Wiedergabe eines Inhalts ist gerade nicht zusätzlich erforderlich, dass ich mir diesen Inhalt auch zu Eigen mache. Das Zu-Eigen-Machen spielt vor allem dann eine Rolle, wenn Dritte auf meiner eigenen Webseite (oder Facebook-Seite) Inhalte publizieren. Anhand der Kriterien des Zu-Eigen-Machens kann dann bestimmt werden, ob ich für diese Inhalte hafte wie für eigene Inhalte. Im Falle des Einbettens bin ich selbst als Seitenbetreiber aber gerade derjenige, der den Inhalt publiziert, auch wenn ich mir diesen Inhalt ggf. von einem Dritten hole. Dabei geht der BGH davon aus, das Einbetten könnte eine bislang unbekannte Nutzungsform sein, die mit einem unbenannten Verwertungsrecht der öffentlichen Wiedergabe einhergeht. Das ist dann nicht problematisch, wenn man aus den Nutzungsbedingungen der jeweiligen Netzwerke die Einwilligung der Personen ableiten kann, die diese Inhalte eingestellt haben. Bei YouTube lässt sich eine solche Einwilligung wohl aus Ziff. 10 der Nutzungsbedingungen ableiten, wonach jedem Nutzer der Webseite eine „weltweite, nicht-exklusive und gebührenfreie Lizenz“ eingeräumt wird, „den Inhalt in dem durch die Funktionalität der Webseite und nach diesen Bestimmungen erlaubten Umfang zu nutzen“. Bei Facebook dürfte es etwas problematischer sein. Die berühmte „IP-Klausel“ (Ziff. 2 Nr. 1 der Facebook-Nutzungsbedingungen) überträgt nämlich nur dem Netzwerk Facebook selbst, nicht aber den anderen Nutzern des Netzwerks die dort genannten Rechte. Gegebenenfalls könnte man dennoch argumentieren, dass ein Facebook-Nutzer, der um die „Embedded Posts“-Funktion weiß und das Netzwerk nutzt, auch in die Nutzung dieser Funktion durch die anderen Nutzer einwilligt. Da die Funktion aber gerade erst neu eingeführt wurde, ist diese Argumentation derzeit m.E. nicht überzeugend. Eine Lösung könnte sich auch ergeben, wenn die Möglichkeit des Einbettens deaktivierbar wäre. Eine andere Frage ist es freilich, ob ein anderer Facebook-Nutzer, dessen Inhalte Sie einbinden, tatsächlich auf die Idee kommt, rechtlich gegen Sie vorzugehen…

Achtung – wann es trotz Einwilligung problematisch wird!
Selbst wenn eine Einwilligung der Person vorliegt, die die Inhalte eingestellt/geposted/getweeted/hochgeladen hat, bleibt das Problem, dass möglicherweise diese Person bereits Rechte Dritter verletzt hat, sprich, dass die Person diese Inhalte gar nicht einstellen/posten/twittern/hochladen durfte. Wenn Sie in diesem Fall etwas einbetten, was zuvor in rechtswidriger Weise veröffentlicht wurde, haften Sie nach meiner Auffassung dafür. Im Ergebnis bedeutet das nichts anderes, als dass Sie sich vor dem „Embedden“ eines Inhalts überlegen müssen, ob dieser Inhalt aus einer sicheren Quelle stammt und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass dieser Inhalt Rechte Dritter verletzt. Die Situation entspricht damit ziemlich genau derjenigen bei der Haftung für von Facebook erzeugte Vorschaubilder, vgl. dazu diesen ausführlichen Beitrag. Besonderheiten der „Facebook Embedded Posts“ Als zusätzliche Besonderheit kann man sich bei den Facebook „Embedded Posts“ die Frage stellen, ob sämtliche Inhalte öffentlich zugänglich gemacht bzw. wiedergegeben werden, die in dem Post enthalten sind. Denn solche Posts können ja auch Inhalte enthalten, die nicht der Ersteller des Posts selbst publiziert hat, sondern die von einem Dritten stammen, weil sie vom Ersteller des Posts von der Seite eines Dritten geteilt wurden. So zum Beispiel hier: Allfacebook hat in einem Post einen Beitrag des Tennisspielers Andy Murray geteilt, diesen gesamten Post “embedden” Sie nun. Da auch die Inhalte von der Seite Andy Murrays vollständig sichtbar sind, würde ich die oben gestellte Frage mit „Ja“ beantworten.

Datenschutzrechtliche Bewertung des Facebook-Embedding
Schließlich ist das Einbetten von Facebook-Inhalten auch datenschutzrechtlich relevant. Denn das Einbetten eines Inhalts scheint zu einer Übertragung von Daten des Besuchers der Seite mit dem eingebetteten Inhalt an Facebook zu führen. Welche Daten dabei genau übertragen werden und was mit Ihnen genau passiert, bleibt – wie so oft – das Geheimnis von Facebook. Die Situation entspricht daher derjenigen bei der Einbindung von Facebook-Social-Plugins. Eigentlich müsste daher jeder, der einen Facebook-Inhalt einbettet, die Besucher der eigenen Webseite (auf der eingebettet wird) vorher darüber informieren, was mit seinen Daten passiert. Dies ist allerdings kaum möglich, da man ja als Webseitenbetreiber nicht weiß, was Facebook tatsächlich mit den Nutzerdaten macht. Aus diesem Grund ist eine datenschutzrechtlich sichere Nutzung von Facebook-Social-Plugins oder eben die Nutzung der „Einbetten“-Funktion nicht möglich.
Um das bestehende Risiko so weit als möglich zu minimieren, sollte man zumindest eine Datenschutzerklärung bereitstellen, die über die Verwendung jeglicher „Facebook-Bausteine“ hinreichend aufklärt. Ein Beispiel für einen entsprechenden Textbaustein für Ihre Datenschutzerklärung finden Sie hier. Diesen Text sollten Sie um die Angabe, dass Ihre Seite auch die Facebook „Embedding“- bzw. „Einbetten“-Funktion verwendet, ergänzen.

Zusammenfassung und Fazit
Wie zu erwarten war, eröffnet die Möglichkeit des Einbettens von Posts bei Facebook (und auf anderen Webseiten) einige nicht unkomplizierte juristische Fragen. Endgültig klären kann man diese Fragen erst, wenn der EuGH sich zu der Frage geäußert hat, ob das „Embedding“ eine eigenständige rechtlich relevante urheberrechtliche Nutzungshandlung darstellt und wenn man weiß, was Facebook tatsächlich mit den beim Einbetten erhobenen Nutzerdaten macht. Jedenfalls sollten Sie aus urheberrechtlicher Sicht jeden Inhalt, den Sie einbetten, auf rechtliche Risiken prüfen und im Zweifel lieber zurückhaltend damit umgehen. Aus datenschutzrechtlicher Sicht ist das Einbetten sehr problematisch. Um das Risiko zu minimieren, sollten Sie zumindest Ihre Datenschutzerklärung entsprechend erweitern.

Kurzfassung auch bei Annette Schwindt

Kontakt zum Autor: Dr. Jan Seevogel (Xing)

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