Publisher setzen auf Facebook, Twitter, Instagram und vereinzelt auch auf Snapchat, um potenzielle Leser auf die eigenen Kanäle zu führen. Ein erfolgreicher Ansatz, denn der Anteil von Besuchern, welche über soziale Netzwerke kommen, stieg in den letzten Jahren deutlich an.
Im Digital News Report 2016 von Reuters wird aber auch klar, wie häufig in Deutschland noch die “klassischen” Zugriffswege verwendet werden. Nachrichten werden primär auf den Webseiten der Nachrichtenseiten konsumiert. Das liegt einerseits daran, dass Formate wie Instant Articles, Facebook Live, Messenger Bots und Facebook Videos im allgemeinen noch nicht in der Konsequenz eingesetzt werden, wie es beispielsweise bei der New York Times oder Vox Media der Fall ist.
Nachrichtenseiten in Deutschland “noch” bevorzugter Kanal
Klar ist aber auch, dass jüngere Leser eher dazu neigen, Nachrichten direkt auf Facebook und Co. zu konsumieren. Wer sich also jetzt nicht mit Konsum von Nachrichten in sozialen Medien befasst und neue Formate und Wege ausprobiert, wird zu seinen Wettbewerbern immer stärker den Anschluss verlieren.
Aktuell stören sich viele Publisher sicher nicht daran, dass die eigene Webseite nach wie vor der bevorzugte Kanal ist. Zusammen mit Finnland und Japan ist Deutschland übrigens das einzige untersuchte Land, welches das von sich behaupten kann. Zumindest bei den Lesern unter 35 Jahren. In Frankreich, Spanien, Italien, Brasilien und den USA sieht es schon anders aus. Hier haben soziale Medien das Kommando an sich gerissen und das deutlich.
Nutzung von sozialen Netzwerken und Ad Blocker im Einklang
Es wird also sicher Nachrichtenseiten geben, welche über die aktuelle Situation NOCH nicht verärgert sind. Der Frust entsteht aber bei einem anderen Thema: Ad Blocker. Bei der Verwendung von Ad Blockern können wir das Diagramm umdrehen. Denn hier liegt Deutschland weit vorne. 39 % unter 35 Jahren verwenden Ad Blocker. Hier treffen zwei Entwicklungen aufeinander, welche die Gegenwart und Zukunft von Online Nachrichten prägen. Der bevorzugte Weg für den Konsum von Nachrichten ist Social Media und wenn doch Webseiten besucht werden, dann werden Ad Blocker genutzt. Noch extremer ist es in Griechenland und In Polen. Hier liegt die Ad Blocker Nutzung (U 35) bei 51 % und 56 %.
[Tweet “39 % unter 35 Jahren verwenden in Deutschland Ad Blocker”]
Die Entwicklung zeigt klar auf, dass sich die aktuelle Situation in Deutschland nicht halten wird. Die Anzahl der Social Media Nachrichtenkonsumenten, die gleichzeitig auch Ad Blocker verwenden, wird steigen. Es wird sich aber so schnell nichts daran ändern, dass Facebook das bevorzugte soziale Netzwerk für Nachrichten ist. Natürlich gibt es länderspezifische Unterschiede, die vergleichbar mit der Nutzung von mobile Messenger Apps sind.
Mobile Messenger vor der Wachablösung von sozialen Netzwerken?
Die führenden mobile Messenger in einem Land, sind auch beim Nachrichtenkonsum führend. In Asien werden Messenger schon länger nicht mehr nur für private Kommunikation genutzt. So ist es nicht überraschend, dass in Südkorea 22 % der Befragten am häufigsten Nachrichten im Messenger Kakao Talk entdecken. Facebook liegt mit 24 % nur knapp davor. Addiert man Kakao Story (9 %) noch dazu, sind Messenger in Südkorea führend.
In Japan kommt Line auf 13 % und liegt damit knapp hinter Twitter mit 16 %…hinter Twitter und Facebook (beide 16 %). Führen ist in Japan YouTube mit 26 %.
YouTube liegt auch in Deutschland vor mobile Messenger Apps. In der Studie von Reuters taucht der Facebook Messenger noch nicht auf. WhatsApp liegt mit 10 % auf der dritten Position und damit vor Twitter.
Auch hier zeichnet sich ein klarer Trend ab. Neben sozialen Netzwerken spielen mobile Messenger eine immer wichtigere Rolle. Facebook hat mit WhatsApp ein heißes Eisen im Feuer. Ist WhatsApp in einem Land nicht der führende Messenger, kommt der Facebook Messenger zum Einsatz. Eine Ausnahme bildet Asien. Hier ist der Messenger Markt noch diversifizierter. China, Japan und Südkorea werden alle von anderen Messenger Apps dominiert.
Publisher stehen vor vielen Herausforderungen und gleichzeitig vor vielen Möglichkeiten. Ad Blocker werden noch lange ein Problem sein, besonders weil die mobile Verwendung aktuell erst so richtig ins Rollen kommt. Neue Formate auf Facebook und zusätzliche Kanäle wie mobile Messenger werden weiter an Einfluss gewinnen und die Zukunft der Publisher, aber auch der sozialen Netzwerke prägen.
Den kompletten Digital News Report 2016 mit vielen weiteren Ergebnissen wird von Reuters gratis zum Download zur Verfügung gestellt.
Blogger in Charge bei Futurebiz, Speaker, Autor und Senior Digital & Social Media Berater bei der Agentur BRANDPUNKT. Jan Firsching berät Marken und Unternehmen bei der Entwicklung von digitalen und Social Media Strategien. Zu Futurebiz Consulting
Blogger in charge at Futurebiz. Speaker, author and senior digital & social media consultant at the BRANDPUNKT agency. Jan Firsching advises brands and companies on the development and implementation of digital and social media strategies.