Mit der richtigen Software für Online-Kurse können e-Learning Angebote auch ohne technische Kenntnisse selbst erstellt und digital verkauft werden. Vor der Auswahl der richtigen Software für Online-Kurse ist das Format zu klären: Zu unterscheiden sind on-demand Online Kurse, Live Webinare und Lernhorten (cohort based trainings). Mischformen werden als Blended Learning bezeichnet, wenn digitale Schulungen durch Schulungen in Präsenz begleitet werden. In diesem Leitfaden für Online-Kurse erklären wir dir, worauf du bei der Auswahl der für dich passenden Formate und der Software achten solltest. Dabei gilt es vor allem die richtige Reihenfolge einzuhalten: Erst das Format definieren, dann die Anforderungen definieren und auf der Grundlage die Software aussuchen. Wenn Du schon ganz genau weißt was Du machen willst, kannst Du jetzt also gleich auf den letzten Teil zur Software Auswahl springen. Allen anderen sei die Lektüre des gesamten Leitfaden für Online-Kurse von Anfang an empfohlen.
Das richtige Format für Online-Kurse und digitale Lerninhalte
Bei der Auswahl des richtigen Formats für einen Online-Kurs hängt zum einem von dem verfolgten Geschäftsmodell, den Inhalten und den eigenen Möglichkeiten ab. Werfen wir zunächst einen Blick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen für Online-Kurse.
Ziel für Online-Kurse: Geld verdienen, Branding oder Produktschulungen?
Nicht jeder Online-Kursverfolgt das Ziel Geld mit Online-Kursen zu verdienen. Doch in den letzten Jahren hat auch in Deutschland die sog. Creator Industry (auch als Education Commerce bzw. knowledge economy bezeichnet) Fahrt aufgenommen. Und viele Solounternehmer haben mit Hilfe von Online Kursen ein lukratives Geschäftsmodell für ein sog. passives Einkommen aufgebaut. Die meisten dieser auch als Kursersteller bezeichneten Akteure vermarkten ihre Online-Kurse in einem B2C Geschäftsmodell an Konsumenten oder Selbständige und verfolgen so eine intensive eCommerce Strategie auf Basis von Online Marketing (SEA, SEO, Newsletter, Affiliate und Social Media Marketing). Einige der Kursersteller nutzen aber auch bestehende Plattformen wie Udemy, um so Marketing und Vertrieb auszulagern. Dadurch geht ihnen allerdings die eigene Kundenbeziehung und ein Teil der Marge verloren.
Ein weitere Gruppe von Online-Kursanbietern läßt sich in den Medienmarken und Webseiten erkennen, die über Online-Kurse ein eigenes Geschäftsmodell für die Vermarktung von Marke und Reichweite umsetzen. Zu den Pionieren gehört vor allem die Zeit Akademie (B2C und B2B). Hier ist die Entwicklung in Deutschland allerdings noch ganz am Anfang und viele Medienmarken haben sich noch nicht positioniert.
+++ Den Leitfaden Software für Online-Kurse – Formate, Modelle, Anbieter gibt es nicht als pdf, da wir die Inhalte laufend aktualisieren +++
Durch die covid19 Pandemie sind auch immer mehr Trainer und Seminaranbieter dazu übergegangen, Online-Schulungen als Teil von Blended Learning Angeboten anzubieten oder durch Online-Kurse ein digitales Geschäftsmodell aufzubauen. Anders als die Kursersteller richten sich Trainer und Seminaranbieter mit ihren Online Kursen oder Blended Learning Angeboten meist an B2B Kunden. Im Rahmen von Pflichtschulungen (Datenschutz, Brandschutz, Arbeitssicherheit) oder der betrieblichen Weiterbildung bieten sie Kurse zu einzelnen Themen für das upskilling oder reskilling von Mitarbeitern in Unternehmen an. Trainer oder Seminaranbieter mischen dabei oft digitale Live-Trainings (Live Webinar) mit Präsenzschulungen in einem Blended Learning Format.
Nicht immer aber soll mit Online-Kursen auch Geld verdient werden. Viele Experten nutzen Online-Kurse, um sich über die Weitergabe des eigenen Wissens zu positionieren und Reichweite aufzubauen. Denn über Online-Kurse läßt sich sehr gut eine Personal Brand erzeugen und in einer Thought Leadership Strategie die eigene Experten Marke stärken. Soweit hierbei Video verwendet wird, kann statt einer Software für Online-Kurse auch YouTube oder LinkedIn für die Ausgabe der Videos eingesetzt werden. Dies hat jedoch den Nachteil, dass der Anbieter der Online-Kurse kein Eigentum an den Daten erlangt. Oft geht es aber gerade darum, durch die Reichweite der Online-Kurse Leads zu generieren, dann führt an einer Software für Online-Kurse bzw. einem LMS kein Weg vorbei.
Schließlich sind auch Produktschulungen ein wichtiges Einsatzgebiet für ein digitale Schulungen. Viele Hersteller von Produkten oder Software nutzen digitale Schulungen, um Kunden oder Vertriebspartner zu schulen oder im Onboarding zu unterstützen. Nicht immer sind solche digitalen Schulungen kostenfrei, sondern werden als kostenpflichtige Online-Kurse in einem kostenpflichtigen Geschäftsmodell angeboten. Die meisten Anbieter geben aber das Wissen kostenfrei weiter, um Produkt und Marke zu stärken. Ein besonders überzeugendes Angebot von Produktschulungen ist die Hubspot Academy, wo rund um die Produkt von Hubspot eine Akademie angeboten wird, die sehr viel Wissen rund um das eigene Produktangebot kostenfrei weitergibt. Auch Google hat mit dem Angebot der Zukunftswerkstatt ein großes Angebot von Online-Kursen aufgebaut. Viele Unternehmen nutzen Online-Kurse auch für interne Schulungen, wie z.B. Hygiene Schulungen für Kunden und Mitarbeiter im Lebensmittelbereich oder Onboarding Programme in komplexe Produkte oder Dienstleistungen. Zunehmend entdecken auch die großen Beratungsunternehmen das Geschäftsfeld und bieten Online-Kurse an, wie z.B. die Data Analytics Academy von PWC.
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Asynchrone oder synchrone Kurse – die richtige Weichenstellung
Die wichtigste Weichenstellung für die Auswahl der Formate und der richtigen Software für Online-Kurse ist, ob die Kurse synchron und/oder asynchron produziert und angeboten werden sollen. Von dieser Frage hängt nicht nur die Auswahl des Geschäftsmodells ab, sondern die geeignete Produktionsform (Herstellungsaufwand) und die Auswahl der richtigen Software für Online-Kurse ab.
Asynchrone Online-Kurse (on-demand Inhalte)
Unter asynchronen Online-Kursen werden Lerninhalte verstanden, die on-demand abgerufen werden können. Die Nutzer können also selbst entscheiden, in welchem Rhythmus und zu welcher Zeit sie an den anderen Kursen teilnehmen wollen. Welches nun sind die Vor- und Nachteile von solchen asynchronen Online-Kursen?
Vor- und Nachteile von on-demand Inhalten
Für den Anbieter liegt der wichtigste Vorteil darin, dass er die Online-Kurse nur einmal produzieren muss und dann zeitunabhängig Geld durch den Verkauf verdienen kann. Hieraus leitet sich auch der weitverbreitete Begriff „passives Einkommen“ ab. Durch asynchrone Online-Kurse kann daher ein skalierbares Geschäftsmodell ausgebaut werden; denn durch asynchrone Online-Kurse verkauft der Anbieter nicht mehr seine Zeit in einem 1 : 1 Modell, sondern ein theoretisch unbegrenzt verkaufbares digitales Produkt. Es entfällt also der limitierende Faktor Zeit.
Dies klingt allerdings einfacher als es ist, denn nicht nur der Produktionsaufwand ist hoch, sondern der Anbieter des Online-Kurses muss auch Kompetenzen im digitalen Marketing haben und laufend Ressourcen in digitales Marketing (vor allem SEA, PPC Kampagnen und Social Media) stecken.
Beim Produktionsaufwand wird zudem oft unterschätzt, dass die Vorbereitungen und die Produktion zu Beginn einen hohen zeitlichen Invest erfordern können, vor allem wenn der Online-Kurs hochpreisig angeboten werden soll. Es gibt aber auch Formate, die mit weniger Aufwand produziert werden können, wie z.B. die Produktion als Screencast oder die einfache Frontal-Videoaufnahme im Heimstudio. Für die Produktion gibt es Video Tutorials für den schnellen Einstieg.
Wer sich für asynchrone Inhalte entscheidet, trifft daher eine unternehmerische Entscheidung für eine Investition. Dabei sollte sich niemand von den unbegrenzten Verdienstmöglichkeiten blenden lassen. Die Akquisition von Kunden über SEA ist je nach Themenfeld teuer und bedarf eine laufende Betreuung von SEA Kampagnen. Und der Aufbau von organischer Reichweite über SEO dauert lange und wird in der Anfangsphase nicht ausreichend konvertieren.
Formate für asynchrone Online Kurse
Der Online-Videokurs ist das beherrschende Format für asynchrone Online Kurse. Dabei haben sich sog. Micro-Learnings oder Lern-Nuggets durchgesetzt, also kurze Video Einheiten von 5 – 10 Minuten, damit die Nutzer im eigenen Tempo einfach zu einzelnen Punkten der Inhalte navigieren können. Der Vorteil von Video als Produktionsformat für den Online-Kurs liegt darin, dass Video sehr einfach zu produzieren ist. Entweder als Screencast oder als Frontalaufnahme kann ein Online-Videokurs nahezu ohne Vorwissen und ohne aufwändiges technisches Equipment erstellt werden. Sogar der Einsatz eine Greenscreen kann im Homestudio erfolgen und erfordert nur eine Investition von wenigen hundert Euro.
Die Alternativ zu Video ist die Produktion als SCORM Format. Das SCORM Format war früher der Standard für e-Learning und wird vor allem an Universitäten und in größeren Unternehmen eingesetzt. SCORM ist ein Standardformat welches in Verbindung mit einem LMS (Learning Management System) den Lernfortschritt abspeichern und zudem einfache Formen des interaktiven Lernens ermöglicht. Für die Produktion wird eine Software als sog. Autorentool benötigt, wie z.B. Articulate Rise oder Adobe Captivate.
Da das selbstgesteuerte, autonome Lernen von den Teilnehmern eine hohe intrinsische Motivation verlangt, sollten die Lerninhalte durch Interaktionen oder Lernabfragen ergänzt werden. Dies sind häufig Wissensanfragen durch ein Quiz. Solche Interaktionen können entweder in ein SCORM Format unmittelbar eingearbeitet werden oder im jeweiligen LMS direkt angelegt werden. Wer sich also für Video entscheidet muss nicht auf diese Form verzichten, sondern nur bei der Auswahl des LMS auf die Möglichkeiten für Quiz oder andere Lernabfragen achten. Für viele ist daher heute Video die bessere Alternative, zumal ein modernes Smartphone meist vorhanden ist und so Videos sehr einfach professionell produziert werden können.
Synchrone Online-Kurse (Live Webinar oder Live Schulung)
Bei synchronen Kursen findet die Schulung digital live statt. Hier haben sich auch die Begriffe Live-Webinar oder digitale Live-Schulung etabliert.
Zu unterscheiden ist zunächst, ob die Schulung für die Teilnehmer eine Interaktion ermöglicht. Diese kann z.B. durch Live-Webinare unterdrückt oder eingeschränkt werden, so dass die Teilnehmer gar nicht oder nur durch Textchat mit dem Trainer interagieren können (z.B. mit der Zoom Webinar Lösung)
Da der Vorteil von Live-Schulungen aber gerade die bilaterale Interaktion ist, sollten diese Möglichkeiten auch genutzt werden. Auch hier ist die technische Durchführung einfach, zumal sich durch covid19 die entsprechenden Plattformen wie Zoom oder Microsoft Teams in der Fläche etabliert haben. Beide Lösungen erlauben die einfache Durchführung von digitalen Live-Schulungen und auch die Aufteilung in Lerngruppen durch die breakout rooms. Mit der Einführung der Zoom Apps lassen sich bei Zoom zudem Tools von Drittanbietern (wie z.B. Miro oder Mural für digitale Whiteboards) direkt in die Schulung integrieren.
Vor- und Nachteile von synchronen Schulungen
Für den Anbieter liegt der Vorteil in der vergleichsweisen einfachen Produktion. Vor allem Trainer und Seminaranbieter können die Erfahrungen aus Schulungen in Präsenz einbringen und so in der Regel schnell starten. Die zusätzlichen Anforderungen an den digitalen Lernraum liegen in der Bedienung der Technologie und vor allem im richtigen Einsatz von begleitenden Tools, um die Aktivität und Interaktion zu fordern. Ebenfalls von Vorteil ist das Feedback für den Anbieter aus der direkten Interaktion.
In Bezug auf die Vermarktung haben Live-Schulungen Vor- und Nachteile. Der Nachteil gegenüber den asynchronen Online-Kursen liegt in der eingeschränkten Skalierbarkeit. Im Live Training wird Arbeitszeit 1 : 1 verkauft. Andererseits können Live-Formate auch deutlich höherpreisiger verkauft werden als asynchrone Online Kurse, die oft bei Anbietern wie Udemy verramscht werden.
Tipp: Viele entscheiden sich daher zu Beginn mit gutem Grund für einen Start mit synchronen Formaten und bauen diese sukzessive mit Aufzeichnungen und ersten asynchronen Formen aus. Auf diese Weise können die Inhalte und die Vermarktung getestet werden, bevor viel Zeit in die Produktion von Online-Kursen investiert wird.
Kohorten-basiertes Lernen: Die vierte Generation im e-Learning
Um es vorwegzunehmen: Kohorten-basiertes Lernen vereint die Vorteile von on-demand Online Kursen und synchronen Live-Schulungen und führt als weiteres Element Social Learning, also das Lernen in Gruppen hinzu. Kohorten-basiertes Lernen hat sich in den USA schon fest etabliert und wird dort als die vierte Generation des e-Learning gefeiert, dem die Zukunft gehöre. Wie geht das?
Kohorten-basiertes Lernen besteht im Wesentlichen aus drei Elementen. Synchronen Live-Trainings, asynchronen on-demand Inhalten sowie Lerngruppen. Das Besondere ist neben dieser Verbindung von drei Formen, dass die Teilnehmer zusammen in einer bestimmten Zeit lernen. Eine solche Lernzeit schafft für alle Teilnehmer eine hohe Verbindlichkeit und fördert ganz entscheidend den Lernerfolg. Eine typische Lernkohorte durchläuft einen Kurs etwa in einem Zeitraum von 6-8 Wochen. Die Teilnehmer sind gemischt und können dabei durchaus unterschiedliches Vorwissen mitbringen.
Das unterschiedliche Vorwissen wird dabei meist durch die asynchronen Elemente kompensiert; dies sind einführende und vertiefende Online-Kurse, die die Teilnehmer autonom durchlaufen können und dabei je nach Vorwissen einzelne Inhalte wiederholen oder überspringen können. Für den Anbieter hat dies den Vorteil, dass er diese Inhalte nur einmal produziert und entsprechend Produktionszeit einsparen kann. Der übliche Nachteil von asynchronen Inhalten (fehlende intrinsische Motivation) wird durch die synchronen Inhalte und die Lerngruppen ausgeglichen.
Jede Lerngruppe wird intensiv in den begleitenden Live-Formaten betreut, in denen der Trainer oder Anbieter des Kurses in Live-Sessions die Inhalte vertieft und vor allem auf einzelne Fragen der Teilnehmer eingeht. Durch diese Live-Betreuung erhält das Kohorten-basierte Lernen eine deutliche Aufwertung gegenüber den asynchronen Online-Kursen und ein mögliches so, auch höherpreisig zu vermarkten.
Das dritte Element schließlich sind die Lerngruppen. Die Lerngruppen machen sich den Faktor zu Nutze, dass besonders das aktive Lernen zu einem sehr hohen Lernerfolg bzw. dem Lerntransfer führt. Dadurch dass die Teilnehmer an der Kohorte einen unterschiedlichen Hintergrund haben, wird der Lernstoff jeweils in den Kontext zum eigenen Anwendungsfall gesetzt und so aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und in der Gruppe diskutiert. Dies führt zu einem intensiven Austausch der Teilnehmer untereinander und sichert den Lerntransfer ab. Dies kann auch durch Praxisübungen erreicht werden, die zusätzlich in den Gruppen gemeinsam gearbeitet werden.
Im Ergebnis können so die Vorteile von asynchronen und synchronen Schulungen miteinander kombiniert werden, so dass aus der Kombination
- Sehr hohe Lernerfolge (die sog. completion rate liegt oft bei über 80 %; im Gegensatz dazu liegt sie bei reinen asynchronen online Kursen oft nur bei 30 %.)
- Weniger Produktionsaufwand für den Anbieter, da die asynchronen Inhalte mehrfach verwendet werden können und die Lernzeit in Gruppen keinen Produktionsaufwand für den Anbieter darstellt
- Hohe Interaktion zwischen den Teilnehmern und dem Anbieter beziehungsweise den Teilnehmern untereinander in den motivierten Lerngruppen
Der Vorteil eben ist, dass das Format des kohorten-basiertes Lernen sehr hochpreisig verkauft werden kann. Entsprechende US-Vorbilder wie die Angebote von „Building a second brain“ werden teilweise zu gleichen Konditionen erfolgreich verkauft, die sich sonst nur durch Präsenzschulungen erreichen lassen. Auch in Deutschland gibt es schon erfolgreiche Anbieter wie z.B. die Kurse der OMR Academy.
Gerade auch in der betrieblichen Weiterbildung erhalten kohorten-basierte Formate hohen Zulauf, da hier die Motivation der Mitarbeiter in den Unternehmen deutlich gesteigert werden.
Mehr zum Thema e-Learning für Unternehmen (EInführung).
+++ Den Leitfaden Software für Online-Kurse – Formate, Modelle, Anbieter gibt es nicht als pdf, da wir die Inhalte laufend aktualisieren +++
Auswahl der Software für Online-Kurse: Tipps für die Auswahl
Welches ist nun die richtige Software, um einfach Kurse zu erstellen und digital auszuliefern. Die Entscheidung für eine Software für Online-Kurse muss gut überlegt sein, da der Wechsel schwierig ist bzw. viel Arbeit machen kann; vor allem wenn alle Inhalte bereits in eine Plattform oder ein LMS hochgeladen sind.
Bevor wir einzelne Software-Anbieter für Online-Kurse vorstellen, daher ein Blick auf die wichtigsten Entscheidungsparameter:
Digitaler Reifegrad:
Bist Du ein Digitalprofi, der SEA kann, gerne Funnels aufbaut und Landingpages bastelt? Wenn ja, dann sind komplexere Plattformen für Dich richtig, um die Vielzahl der Features auszunutzen. Wenn Du aber gar nicht mit Funnels und 20 Landingpages arbeiten willst, dann solltest Du eher auf eine einfache Erstellung und Verwaltung von Inhalten und Teilnehmern achten.
Productionhero?
Hast Du schon asynchrone Kurse produziert und suchst nun nach der ultimativen Plattform für den Verkauf? Wenn ja, dann sind für Dich eCommerce Features wichtig. Wenn nein, dann achte vor allem darauf, dass Du möglichst breite Möglichkeiten für Formate hast, um dein Angebot aufzubauen.
Expertenstatus?
Bist Du schon Experte oder ein Newbie in dem Metier? Suchst Du also die ultimative Lösung mit möglichst allen Features oder brauchst Du eine einfach zu bedienende Lösung, die Dich an die Hand nimmt? Oft wird eine zu komplexe Lösung angestrebt und am Ende scheitert das Projekt an der Komplexität.
DSGVO?
Möchtest Du die Unabwägbarkeiten und Risiken einer nicht auf der EU Software in Kauf nehmen oder gehst Du beim Thema Datenschutz auf Nummer sicher mit einem Anbieter aus der EU oder Deutschland? Hier solltest keine Risiken eingehen, da die Rechtslage sehr unübersichtlich ist.
Ein wichtiges Kriterium ist auch die Verfügbarkeit auf mobilen Endgeräten. Die Ausgabe der Kurse muss auf jedem mobilen Endgerät funktionieren. Dies kann eine native mobile App oder mobile Browser sein. Hierzu ein Tipp: Da Online-Kurse speicherintensiv sind, sind Anwendungen für den mobilen Browser für die Nutzer besser geeignet, da sonst die Inhalte den Speicher stark belasten. Nutzer mögen keine speicherfressenden Apps und bevorzugen das Lernen im mobilen Browser.
Und hier nun ausgewählte Anbieter in der Übersicht, sortiert nach asynchronen Kursen, synchronen Lernangeboten und Lernkohorten. Da die Anzahl der Anbieter sehr hoch ist, beschränken wir uns auf eine kleinere Auswahl. Dabei beschränken wir uns auf moderne Lösungen in der Cloud. Ältere sowie auf open Source basierende Anbieter lassen wir außer acht.
Bei der Darstellung gehen wir nicht auf die Preise ein, da diese sich häufig ändern und die Preismodelle meist untereinander nicht vergleichbar sind. Hier findest Du weitere Infos zu den Kosten für ein LMS und die gängigen Preismodelle.
Asynchrone Online-Kurse.
US-Anbieter:
Da der Einsatz von US-Plattformen durch die aktuelle Rechtsprechung des EUGH erhebliche Risiken bzw. zumindest Unsicherheiten birgt, stellen wir diese nur kurz vor. Die führenden US-Anbieter sind alle seit mehreren Jahren aus dem Markt und die vorgestellten Lösungen sind sehr ausgereift; z.T. gegenüber Anbietern aus Deutschland oder Europa aber auch recht teuer und eben nicht DSGVO konform. Ausgereifte Lösungen gibt es von
Thinkific:
Führende Plattform aus den USA mit Fokus auf Online-Kurse und den Verkauf von Online-Kursen. Sehr einfach zu bedienen. Zoom Live Sessions können integriert werden. In den höheren Paketen wird es schnell teuer. Der Online Verkauf von Kursen wird unterstützt.
Teachable
Preiswertere Lösung im Vergleich zu Thinkific und nahezu vergleichbar von den Features. Der Online Verkauf von Kursen wird unterstützt.
Kajabi:
Mächtige Plattform mit vielen Features für Online-Kurse, Landingpages und einem eigenen E-Mail System. Der Online Verkauf von Kursen steht bei Kajabi im Mittelpunkt.
Podia:
Vom Funktionsumfang vergleichbar mit Kajabi und Teachable, aber etwas preiswerter. Mit Landingpages und vielen Features für den E-Commerce. Der Online Verkauf von Kursen wird unterstützt.
Anbieter aus Deutschland
Da der deutsche Markt aufgeholt hat sollten alle diejenigen einen Anbieter aus Deutschland in Erwägung ziehen, die kein Risiko in Bezug auf die DSGVO eingehen wollen und die Wert auf Support in deutscher Sprache legen.
Wir stellen zwei Gruppen vor: Komplexe Lösungen für den Verkauf von digitalen Produkten und einfacher zu bedienenden Lösungen für Online-Kurse:
Elopage
Mächtiges Tool aus Deutschland mit sehr vielen Features für den Verkauf (reseller oder Verkauf in eigenem Namen). Der Schwerpunkt liegt im Verkauf von digitalen Produkten aller Art. Online-Kurse stehen nicht im Vordergrund. Gut geeignet für alle technisch affinen Kursersteller, die sich zutrauen die vielen Features auszunutzen.
Coachannel
Ein Schwesterprodukt von digitstore24, legt wie elopage den Schwerpunkt auf den Verkauf von digitalen Produkten mit einem breiten Featureset für Funnels und Landingpages. Eher für digital reife Webunternehmer geeignet, die digitale Produkte oder auch Online-Kurse verkaufen wollen.
Reteach
Intuitiv zu bedienende Software für den Mittelstand. Ermöglicht das einfache Erstellen von Online-Kursen und Unterweisungen. Sehr gut geeignet für Online-Schulungen im Unternehmen (Weiterbildung, Onboarding, Pflichtschulungen) sowie von Kunden- und Produktschulungen. Der Online Verkauf von Kursen wird ebenso unterstützt wie Zertifikate und Lernabfragen.
Memberspot
Wer Mitgliederbereiche einfach erstellen möchte, kann Memberspot einsetzen. Gut geeignet für einfach zu bedienende Mitgliederbereiche. Insofern ist Memberspot eine Alternative zu copecart oder Affilicon, die sich ebenfalls auf Mitgliederbereiche fokussieren.
Weitere Anbieter aus Europa
Obwohl die Anbieter aus Deutschland mittlerweile wettbewerbsfähig sind, listen wir ergänzend noch weitere Anbieter aus Europa, die ebenfalls DSGVO konform sein sollten.
Learnworlds
Aus Zypern kommt mit Learnworlds eine mächtige Software für Online-Kurse mit einer mobilen App (s. dazu unter Hinweis oben). Der Online Verkauf von Kursen wird unterstützt.
Coachy
Aus Malta kommt die Lösung coachy, die sich ebenfalls auf einen einfach zu erstellenden Mitgliederbereich fokussiert, mit dem auch einfache Online-Kurse angeboten werden können. Der Online Verkauf von Kursen wird unterstützt.
Live Schulungen und synchrone Online Kurse.
Video Konferenz Lösungen:
Viele Trainer und Seminaranbieter setzen Zoom oder Microsoft Teams für Live-Schulungen ein. Der Vorteil liegt darin, dass sich diese Systeme bei vielen bereits etabliert haben. Der Nachteil liegt darin, dass manche Unternehmen aus Datenschutzgründen den Einsatz von Zoom oder Teams nicht zugelassen. Beide Lösungen unterstützen auch nicht den Verkauf von online Schulungen.
Lösungen für den Verkauf von Live Schulungen
Wenn Live-Schulungen auch verkauft werden sollen, dann wird eine Lösung benötigt, die eine paywall beinhaltet, also die Freischaltung des Zugangs zum Live-Kurs automatisch nach dem Kauf erfolgt.
Goto Webinar
Die Lösung von GoTo Webinar ermöglicht das Hosting und die Abrechnung von Webinaren. Der Verkauf wird über stripe abgewickelt.
Reteach
Wie erwähnt unterstützt reteach aus Berlin sowohl asynchrone wie auch synchrone Online-Kurse. Dabei hat reteach durch Schnittstellen zu Zoom und Microsoft Teams deren Live-Lösungen in eine Online Academy integriert, so dass alles in einem System verbunden ist.
Kohorten-basiertes Lernen
Im Bereich des kohorten-basierten Lernen gibt es noch nicht viele Plattformen. Die meisten Anbieter haben sich eine eigene Lösung gebastelt und kombinieren dabei ein LMS für die asynchronen Inhalte mit Live-Trainings über Zoom oder Teams. Für die Lerngruppen werden dann bestehende tools von Drittanbietern wie Facebook Gruppen, Slack oder Whastapp genutzt. Für die Nutzer ist dies aber unbequemt, da sie mit mehreren Zugängen hantieren müssen.
Zwei Anbieter decken aktuell das kohorten-basierte Lernen in einem System ab:
Virtually:
Der US-Anbieter hat sich auf Lernkohorten spezialisiert und setzt dabei Zoom für die Live Formate ein. Virtually ist nach eigener Definition kein LMS Anbieter und empfiehlt den parallel Einsatz eines LMS. Als US-Anbieter hat Virtually aktuell keine DSGVO konforme Lösung für den EU Raum.
Reteach
Der Berliner Anbieter bietet eine umfassende Lösung für kohorten-basiertes Lernen an.
Optionen für den Eigenbau
Vielfach wird der Eigenbau in Erwägung gezogen, um individuelle Vorstellungen zu verfolgen. Ein eigenes LMS klingt verführerisch, sollte aber angesichts der Kosten kritisch hinterfragt werden. Bei durchschnittlichen Kosten für Entwickler von 150 EUR / Arbeitsstunde wird schnell deutlich, dass auch die besten Cloud-Lösungen monatlich nicht mehr kosten als 2 – 3 Entwicklerstunden. Die Kosten für Projektmanagement sind dabei noch nicht einmal berücksichtigt. Nur wer Spaß am Entwickeln hat, sollte den Eigenbau ins Auge fassen. Der Eigenbau kann entweder auf Basis einer open Source Lösung oder als WordPress Plugin realisiert werden.
Anbieter von WordPress Plugins
Wer sich selbst eine Plattform bauen möchte kann auf eine der vielen WordPress Plugins zurückgreifen. Diese finden sich leicht über die entsprechenden Verzeichnisse von Plugin Anbietern.
Open source Anbieter
Auch open source kann eine Alternative zum Einsatz einer fertigen LMS Lösung sein. Eine der ältesten und vor allem im Bereich der Universitäten eingesetzte Lösung ist Moodle. Eine Alternative ist Ilias.
Weiterführende Links
Abschließend listen wir noch hilfreiche Angebote, die rund um das Thema Erstellung von Online Kursen Anleitungen anbieten:
Blogs & Webseiten:
Lernraumdesign von Sandra Schmid
Sandra Holze (Blog)
Katharina Lewald (Blog)
Podcasts:
Upskill Podcast (Digitale Weiterbildung und e-Learning)
Corporate Learning Podcast der CLC Community
Josh Bersin (e-learning insights auf Englisch)
Sowie hilfreiche Video-Tutorials für die Produktion von Lernvideos