Wenn es Ankündigungen zu Algorithmen in sozialen Netzwerken gibt, folgen in der Regel darauf Versuche, diese zu umgehen. Die Methoden sind oftmals identisch. So auch jetzt. Über den neuen Fokus von Facebook hinzu “meaningfull converversations” haben wir berichtet. Geht es nach Mark Zuckerberg soll die Anzahl von Medieninhalten im News Feed von 5 % auf 4 % reduziert werden. Gleichzeitig hat Adam Mosseri von Facebook angekündigt, dass es weniger Videos im News Feed geben wird.
Die Lösung? Facebook Seitenbeiträge als erstes Anzeigen
Jeder Nutzer besitzt aber eine Möglichkeit, um sämtliche Änderungen zu umgehen. Auf Facebook, Instagram oder Twitter können Nutzer immer Benachrichtigungen bei neuen Inhalten aktivieren. Die Umsetzung unterscheidet sich teilweise, beziehungsweise kann kombiniert werden.
So gibt es schon seit einiger Zeit auf Facebook die Möglichkeit, die Reihenfolge von Beiträgen im News Feed zu beeinflussen. Man kann bei jeder Facebook Seite angeben, dass neue Beiträge zuerst im News Feed angezeigt werden sollen. Zusätzlich können Benachrichtigungen für Veranstaltungen und Live-Videos aktiviert werden. Hört sich gut an, aber ist in der Praxis alles andere als üblich.
Wenn Menschen solche Funktionen verwenden, dann in der Regel nur für ein paar Seiten. Des Weiteren ist nicht garantiert, dass auch wirklich alle Beiträge angezeigt werden, oder hinter einem Hinweis “5 weitere Beiträge” verschwinden. Als Unternehmen könnte man jetzt natürlich versuchen, möglichst viele Benachrichtigungen und News Feed Einstellungen zu forcieren. Aber ist das Nachhaltig?
Erst Fans aufbauen und jetzt Facebook Benachrichtigungen ist der falsche Weg
Unternehmen haben in vielen Fällen über Page Like ADs “Fans” für ihre Seiten aufgebaut. Facebook stellt das Format zwar noch zur Verfügung, aber es hat sich verglichen zu anderen Anzeigenformaten wenig geändert. Im Creative Hub sucht man beispielsweise vergeblich nach Page Like ADs.
Setzt man jetzt die gleiche Strategie für Benachrichtigungen ein, wird dies wahrscheinlich zu einem ähnlichen Ergebnis führen. Zwar kann man in einzelnen Beiträgen auf die Funktion hinweisen und diese Beiträge auch bewerben, aber man würde sich erneut auf das gleiche Spiel einlassen.
Auf Twitter funktionieren die Benachrichtigungen beispielsweise nur über die mobile App. Das ist kein Problem, da wie bei Facebook die mobile Nutzung dominiert.
Die Aktivierung von Benachrichtigungen für neue Beiträge auf Instagram, war nach der Einführung vom Instagram Algorithmus ebenfalls sehr beliebt. Wenige Monate später sieht man von den Aufforderungen nichts mehr.
Ich finde es doch sehr überraschend, dass Facebook die Funktionen jetzt an einige Unternehmen kommuniziert hat. Sie sollen das Problem der sinkenden organischen Reichweite teilweise lösen. Das bezweifle ich doch stark und anstatt zu versuchen, Menschen zum Aktivieren von noch weiteren regelmäßigen Benachrichtigungen auf Facebook zu bewegen, sollte man sich auf die Distribution seiner Inhalte und der damit verbunden Paid Strategie konzentrieren.
Menschen sollen ihre News Feeds eigenständig anpassen
Warum sollten Menschen die Benachrichtigungen aktivieren? Wenn der einzige Grund die organische Reichweite ist, wird es nicht reichen. Was würde passieren, wenn jede Seite dazu auffordert? Dann wäre der Vorteil wieder hinfällig und man steht wieder dort, wo man angefangen hat.
Schon jetzt verschickt Facebook viel zu viele Benachrichtigungen.
Ich bin eindeutig dafür, dass man seinen News Feed aktiv beeinflusst. Gibt es Beiträge, die man nicht verpassen möchte, dann sind Benachrichtigungen die richtige Wahl. Stören einen beispielsweise Veranstaltungsbenachrichtigungen, dann sollten sie auch deaktiviert werden. Gleiches gilt für Seiten und Personen, die im News Feed stören. Anstatt sich über die fehlende Qualität aufzuregen, lieber gleich die Inhalte aus dem eigenen News Feed entfernen.
Der Ansatz, aus bestehenden Fans, jetzt neue Abonnenten von Benachrichtigungen zu machen, ist zu kurz gedacht. Nur weil Beiträge oben im Feed angezeigt oder durch eine Benachrichtigung angekündigt werden, heißt das noch lange nicht, dass sich alle mit den Inhalten auseinandersetzen.
Des Weiteren besteht ein Unterschied zu Browser Notifications. Die Sichtbarkeit von Browser Notifications ist größer und sie stehen auch nicht im Wettbewerb mit anderen Benachrichtigungen von Freunden. Abonnenten sind eine feine Sache, aber es empfiehlt sich die Abonnenten auf anderen Wegen und für andere Kanäle aufzubauen. Stärkt eure eigenen Newsletter. Sei es klassisch per E-Mail oder im Messenger.
Blogger in Charge bei Futurebiz, Speaker, Autor und Senior Digital & Social Media Berater bei der Agentur BRANDPUNKT. Jan Firsching berät Marken und Unternehmen bei der Entwicklung von digitalen und Social Media Strategien. Zu Futurebiz Consulting
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