Anstatt das soziale Netzwerke durch neue Features überzeugen (so einfach ist das natürlich nicht), werden Punkte wie Privatsphäre, keine Anzeigen und Besitzrechte von Inhalten als Key-Features kommuniziert. Wir hatten App.net, Ello und jetzt kommt tsu, welches nochmals einen anderen Ansatz verfolgt – Nutzer werden für ihre veröffentlichten Beiträge bezahlt. tsu will seine Nutzer also am Umsatz beteiligen. Funktioniert das?
Keine Werbung auf tsu
Im Gegensatz zu ello gibt es auf tsu Werbung. Es gibt also keine versteckten Geschäftsmodelle, sondern der Fokus liegt klar bei Anzeigen. tsu behält jedoch nur 10 % der Umsätze und die restlichen 90 % werden unter den tsu Nutzern aufgeteilt. Das funktioniert natürlich nur dann, wenn die Nutzer tsu regelmäßig verwenden, viele Inhalte veröffentlichen und viele Freunde zu tsu einladen.
So sieht eine Beispielrechnung aus:
tsu verfügt über keinen normalen Anmeldeprozess. Wer sich registrieren möchte, benötigt eine Vanity URL eines tsu Nutzers. Beim Login muss die URL genannt werden und erst danach kann man sich registrieren. Die Idee dahinter ist, dass Nutzer natürlich möglichst viel Geld verdienen möchten und ihre URL in anderen sozialen Netzwerken verbreiten und so Freunde dazu bewegen, sich bei tsu zu registrieren. Wie hoch der Anteil der Nutzer ist, hängt von der Anzahl von Freunden und von der Reichweite der eigenen Beiträge ab. Sprich je mehr Inhalte ein Nutzer veröffentlicht, um so höher fällt sein Anteil aus. Theoretisch.
Jedes Profil verfügt über einen Unterpunkt “Bank”. Hier erhalten Nutzer auf der einen Seite Informationen darüber, wie sich die Umsätze zusammensetzen.
tsu hat einen Feed, ihr könnt Fotos und Links veröffentlichen und der Feed erinnert doch sehr stark an Facebook. Von der Optik spricht mich tsu mehr an, als dies bei ello der Fall ist. Ich habe mir die ganzen Funktionen noch nicht im Detail angesehen. Viel mehr interessiert mich die Idee hinter tsu, die sich einerseits für Nutzer positiv anhört, aber auch Probleme mit sich bringt.
tsu – Nur Inhalte des Geldes wegen?
Warum veröffentlichen wir Inhalte in sozialen Netzwerken? Mit Sicherheit nicht um Geld damit zu verdienen. Zumindest gilt das für 99 % der Nutzer. Wir teilen interessante und lustige Inhalte, Chatten mit Freunden, diskutieren in Gruppen und Communities und interagieren mit Inhalten. Wenn jetzt hinter jedem Beitrag und jeder Interaktion der Hintergedanke Geld steht, kann das keine positiven Auswirkungen auf die Inhalte haben. Zumindest ist das mein erster Gedanke zu tsu. Nutzer werden versuchen möglichst viele Follower zu bekommen und ihren “Family Tree” (so nennt tsu die Verbindungen) möglichst schnell wachsen zu lassen. Nutzer brauchen Freunde, um Reichweite für ihre Beiträge zu erzielen. Mehr Reichweite = mehr Geld.
Wer ein neues soziales Netzwerk etablieren möchte, der muss sich etwas besonderes einfallen lassen. tsu versucht den Faktor Geld ins Spiel zu bringen und setzt sonst auf Standard-Features. Der Anmeldeprozess ist interessant und soll eine gewisse Exklusivität vermitteln. tsu braucht aber viele Nutzer und so entsteht die Frage, wie lange dieser Prozess sinnvoll ist, oder ob zu viele interessierte Nutzer ausgesperrt werden.
Wie findet ihr den Ansatz? Losgelöst davon, ob tsu eine Chance gegen Facebook hat oder nicht. Da hat es jedes soziale Netzwerk sehr schwer.
Wer tsu einmal ausprobieren möchte, hier meine URL zur Anmeldung: tsu.co/Janfirsching
Blogger in Charge bei Futurebiz, Speaker, Autor und Senior Digital & Social Media Berater bei der Agentur BRANDPUNKT. Jan Firsching berät Marken und Unternehmen bei der Entwicklung von digitalen und Social Media Strategien. Zu Futurebiz Consulting
Blogger in charge at Futurebiz. Speaker, author and senior digital & social media consultant at the BRANDPUNKT agency. Jan Firsching advises brands and companies on the development and implementation of digital and social media strategies.