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Twitter Blue Premium-Abo: Vorbild für Instagram & Co.?

Mit Twitter Blue startet Twitter eine erste Premium-Version, welche zusätzliche Funktionen bereitstellt, die bei der „normalen“ Twitter-Nutzung nicht zur Verfügung stehen. Die kostenpflichtige Variante Twitter Blue lässt dabei jedoch einen Bereich unangetastet, welcher in der Regel mit Premium-Angeboten verknüpft ist: die Nutzung eines Dienstes ohne Werbung. Das ist bei Twitter Blue nicht der Fall.

Vorteile für Twitter Blue-Abonnent:Innen

Wer sich in Kanada oder Australien für ein Twitter Blue Abonnement entscheidet (das sind die ersten beiden Testmärkte), erhält dafür verschiedene Funktionen, die exklusiv für Twitter Blue entwickelt wurden.

Bevor wir im Detail auf die Features eingehen, da wäre sicherlich mehr möglich gewesen. Besonders wenn seitens Twitter kommuniziert wird, dass die Funktionen auf Feedback der Twitter Community basieren. Ähm, Tweets editieren? Hallo!

Verbesserte Twitter Bookmarks: Ordner für gespeicherte Tweets

Ich nutze die Bookmark-Funktion auf Twitter regelmäßig und das deutlich intensiver als beispielsweise auf Instagram und Facebook. Während aber die Family of Apps von Facebook schon lange Ordner für gespeicherte Inhalte anbietet, ist dies bei Twitter ein Premium-Feature. Sicherlich hilfreich, aber warum ist es eine Premium-Funktion, wenn andere Netzwerke die gratis anbieten? YouTube beispielsweise seit Jahren.

Undo Tweets: Vorschau von Tweets vor dem Veröffentlichen Anzeigen

Das ist wohl das Entgegenkommen von Twitter, wenn man die Bearbeitungs-Funktion für Tweets nicht veröffentlichen möchte. Bei Twitter Blue besteht die Option, sich für maximal 30 Sekunden eine Vorschau des Tweets anzeigen zu lassen. Findet man einen Fehler, kann man ihn noch korrigieren. Aber warum nur für 30 Sekunden? Es ist ja nicht so, dass man sich Tweets im Publisher vor dem Veröffentlichen ansehen und Fehler auch hier korrigieren kann. Hier muss man sicher sehen, wie hilfreich das Feature dann in der täglichen Nutzung von Twitter ist. Ich finde aber, man hätte ruhig einen Schritt weiter gehen können und eine vollständige Editierfunktion anbieten können. Friendly reminder: Geht bei Facebook und Instagram auch und das gratis.

Neuer Lese-Modus für Twitter Threads

Twitter Threads erfreuen sich immer größer Beliebtheit und erhalten bei Twitter Blue einen eigenen Lese-modus. Hierdurch sollen die Twitter Threads komfortabler zu lesen sein. Hilfreich und eine nette Ergänzung, mehr aber auch nicht.

Des Weiteren wird es eigene App Icons geben und das ist dann wieder je nach Person wichtig, einen Zugang zu einem speziellen Support für Twitter Blue Abonennt:Innen.

Twitter Blue enthält weiterhin Werbung

Bei nahezu jedem Premium-Modell ist die Werbefreiheit das am stärksten angepriesene Feature. Bei Twitter Blue ist es anders und auch wer seine ca. $ 4 pro Monat zahlt, wird weiterhin Anzeigen in seiner Timeline und im Fleets-Bereich vorfinden.

Twitter hat den Preis relativ niedrig angesetzt. Warum geht man nicht etwas höher und bietet dann eine Twitter Experience ohne Werbung an. Wenn Premium-Abo, dann aber auch ohne Werbung.

So nutze ich beispielsweise YouTube Premium und man muss sagen, ohne die Werbeunterbrechungen und Pre-Roll Anzeigen auf YouTube, verbessert sich das Nutzererlebnis ungemein.

YouTube Premium bietet zusätzlich weitere Funktionen, die nicht identisch zu Twitter Blue sind, aber in eine ähnliche Richtung gehen. Die Kosten sind mit ca. € 12 deutlich höher, aber neben der Werbefreiheit erhält man auch Zugriff auf YouTube Music, was mit einem abgespeckten Spotiy Premium-Abo vergleichbar ist. Die Kosten sind höher, aber man bekommt bei YouTube Premium dafür auch deutlich mehr, als es bei Twitter Blue der Fall ist.

Werden Premium-Version von Instagram, Twitter und Co. bald zum Standard?

Schon lange wird darüber diskutiert und spekuliert, wie hoch die Bereitschaft von Nutzer:Innen ist, für ein soziales Netzwerk zu zahlen. Beziehungsweise wie viel wäre man bereit im Monat für ein werbefreies Instagram und ein paar zusätzliche Funktionen zu investieren?

Die Frage stellen sich natürlich auch die sozialen Netzwerke selbst. Wie wir alle wissen, leben soziale Netzwerke von den Werbeeinnahmen. Der Grundpreis müsste also so hoch sein, dass der generierte Umsatz pro Nutzer:In gedeckt ist (im Idealfall höher liegt). Auf der anderen Seite darf die Attraktivität von beispielsweise Instagram als Werbekanal nicht geschmälert werden. Das ist aktuell für soziale Netzwerke in der Regel nicht der Fall.

Im Rahmen von iOS 14 und den damit verbundene Änderungen für Facebook und Instagram, hat Instagram selber nochmals etwas Benzin ins Feuer gegossen. In einem In-App-Dialog hat Instagram seine Nutzer:Innen dazu animiert, dem Tracking zuzustimmen, damit Instagram auch weiterhin kostenlos nutzbar bleibt.

Überlegt Instagram das wirklich und macht die Entscheidung davon abhängig, wie viele Menschen dem Tracking zustimmen? Alles wieder Spekulation. Sicher gibt es einen Teil der Nutzer:Innen, die für ein werbefreies Instagram zahlen würden. Diese Zahlungsbereitschaft ist aber von Region zu Region sehr unterschiedlich und man muss sich als Instagram auch immer die Frage stellen, welche Auswirkungen so ein Schritt hat und wie eventuell Wettbewerber profitieren, die alle Funktionen weiterhin gratis anbieten.

Fakt ist, ein Premium-Abo muss Mehrwerte bieten und so wie wir in den vergangenen Jahren erzogen wurden, gehört die Werbefreiheit mit dazu. Ob Twitter Blue sich etabliert, hängt einzig vom angebotenen Mehrwert ab. Dieser ist meiner Meinung nach aktuell noch etwas niedrig. Twitter spricht aber bewusst von einer ersten Version und man kann davon ausgehen, dass wenn weitere Features dazu kommen, sich einmal die Preise erhöhen, aber auch das Interesse steigern wird.

So ist durchaus vorstellbar, dass der Ansatz von Twitter auch von anderen sozialen Netzwerken verfolgt wird. YouTube Premium kommt mittlerweile auf über 30 Mio. zahlenden Abonennt:Innen, bietet aber wie beschrieben einen deutlich höheren Mehrwert als Twitter Blue, ist aber auch vom Ansatz nicht mit Twitter vergleichbar.

Die Initiative von Twitter ist zu begrüßen. Endlich probiert ein soziales Netzwerk mal eine bezahlte Version aus. Jedoch gibt es ein paar Schwachstellen, die aber wahrscheinlich bewusst in Kauf genommen werden. Darum steht Twitter Blue auch erstmal nur in zwei Ländern zur Verfügung. Hoffentlich bleibt Twitter hier am Ball, lernt aus der ersten Testphase und erweitert die Features von Twitter Blue. Ein Twitter Blue ohne Werbefreiheit, wird es jedoch immer sehr schwer haben.

Blogger in Charge bei Futurebiz, Speaker, Autor und Senior Digital & Social Media Berater bei der Agentur BRANDPUNKT. Jan Firsching berät Marken und Unternehmen bei der Entwicklung von digitalen und Social Media Strategien. Zu Futurebiz Consulting Blogger in charge at Futurebiz. Speaker, author and senior digital & social media consultant at the BRANDPUNKT agency. Jan Firsching advises brands and companies on the development and implementation of digital and social media strategies.

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