Bis Facebook den Quartalsbericht veröffentlicht hatte, gab es viele Artikel mit der Aussage, Facebook würde Nutzer verlieren. Speziell Teenager hätten das Interesse verloren und deutsche Teenager am Meisten. Nachdem Quartalsbericht gehen die Meldungen genau in die entgegengesetzte Richtung: Facebook setzt Wachstum fort, Facebook führend bei mobiler Nutzung und so weiter.
Ein Grund für die unterschiedliche Berichterstattung ist die Ermittlung der Facebook Nutzerzahlen gewesen. Viele Tools und Blogs (auch wir) haben hierfür den Facebook Anzeigenmanager verwendet. Je nach Targetingeinstellungen konnte man ermitteln, wie viele aktive Nutzer es in einer bestimmten Region und Altersgruppe gibt. Dachten wir. Nach einem Artikel von Socialbakers, die mit Auslöser für die Diskussionen waren, ist die Ermittlung der Nutzerzahlen über den Anzeigen Manager nicht mehr als ein Richtwert. Die Nutzerzahlen dienen zur Mediaplanung, sollen aber nicht die Nutzerzahlen sein. Wie damals beim Google AD Planner handelt es sich nicht um offizielle Statistiken. Verständlich, ich frage mich aber warum Socialbakers darauf hinweisen muss und nicht Facebook.
Nutzerzahlen aus dem Anzeigenmanager:
- Deutschland (insgesamt): 24,96 Mio.
- Deutschland (13-17): 3,43 Mio.
- Deutschland (18-24): 6,26 Mio.
- Deutschland (25-34): 6,75 Mio.
- 16,44 Mio. deutsche Facebook Nutzer sind max. 34 Jahre alt.
Im Anzeigenmanager ist somit ein Rückgang, wenn auch nicht dramatisch, erkennbar. Im Quartalsbericht sieht es anders aus. Sowohl in den USA (& Kanada), Asien, Europe und dem Rest der Welt konnte Facebook die täglich und monatlich aktiven Nutzerzahlen steigern. Es wurden keine genauen Zahlen für Deutschland veröffentlicht, der deutsche Markt ist aber ein Treiber in Europa und hier sind die monatlich aktiven Nutzer innerhalb eines Quartals um 21 Mio. gestiegen. Die Facebook mobile Nutzung liegt bei 751 Mio. Nutzern. Ein Plus von 71 Mio. innerhalb von drei Monaten.
Wie passt das jetzt alles zusammen? Facebook argumentiert, dass die Zahlen aus dem Anzeigen Manager nicht die tatsächlichen Nutzerzahlen widerspiegeln, da nicht mit jeder Anzeige gleich viele Nutzer erreicht werden können. Verständlich, aber an der Verwirrung ändert das nichts.
Die dritte Quelle sind Umfragen von Instituten. Bei solchen Umfragen schneidet Facebook erfahrungsgemäß schlechter ab, als es in der Realität der Fall ist. Zum Teenager Problem hat sich David Ebersman von Facebook wie folgt geäußert: „Wir haben keins“.
Er belegt diese Aussage mit der großen Aktivität der Zielgruppe und der hohen Affinität zu Instagram. Die unterschiedlichen Studien werden von Facebook genau verfolgt, aber einen Grund zur Sorge scheint es nicht zu geben. Wir konnten solch eine Entwicklung, bei den von uns Betreuten Seiten, auch nicht feststellen. Und es ist doch etwas merkwürdig, wie schnell Facebook abgeschrieben wird und über Apps wie Snapchat und Lime diskutiert wird, da die Teenager jetzt ja nur noch hier erreicht werden können. Ich habe schon mehrfach über die unterschiedliche Motivation für die Verwendung von sozialen Netzwerken und Apps geschrieben. Alle mobilen Messenger haben den Nerv der Zeit getroffen und aus diesem Grund ist der Facebook Messenger auch so wichtig. Nur weil Jugendliche viele WhatsApp Nachrichten schreiben, bedeutet aber nicht, dass sie deswegen Facebook nicht mehr benutzen.
Die Meinungen über Home gehen weit auseinander. Home bestätigt aber, dass Facebook voll auf mobile setzt und auch bereit ist etwas zu riskieren. Selbst wenn Home sich nicht durchsetzen sollte, kann Facebook viel aus dem Projekt mitnehmen und Erfahrungen über die mobile Verwendung, von sehr aktiven Nutzern, lernen. Die zukünftigen Updates für Home werden über den Erfolg entscheiden und die Vorlieben und Interessen von Teenagern, werden bei der Weiterentwicklung mit Sicherheit berücksichtigt.
Mit dem Quartalsbericht konnte Facebook vielen Kritikern die Luft aus den Segeln nehmen. Wäre Facebook früher eingeschritten und hätte klar kommuniziert wofür die Zahlen aus dem Anzeigenmanager stehen und wie die Situation mit den Teenagern aussieht, wären einige Artikel sicherlich nicht geschrieben worden. Wir werden uns weiterhin regelmäßig die Zahlen aus dem Anzeigenmanager ansehen und auch die Entwicklung vergleichen. Wünschenswert wäre es, wenn Facebook Nutzerzahlen offener kommunizieren würde und bestenfalls nicht nur für Kontinente und Regionen, sondern auch für einzelne Länder.
Bildquelle Flickr: Fotograf – Guudmorning!
Blogger in Charge bei Futurebiz, Speaker, Autor und Senior Digital & Social Media Berater bei der Agentur BRANDPUNKT. Jan Firsching berät Marken und Unternehmen bei der Entwicklung von digitalen und Social Media Strategien. Zu Futurebiz Consulting
Blogger in charge at Futurebiz. Speaker, author and senior digital & social media consultant at the BRANDPUNKT agency. Jan Firsching advises brands and companies on the development and implementation of digital and social media strategies.