Facebook Marketing

Replik: Unternehmen haben auf Facebook nichts zu suchen

Wir wollen niemanden verkürzt zitieren, aber dies schreibt ein namhafter Medienjurist in der August Ausgabe des Deutschen Anwaltstpiegel: “ (…) Der Rat des Juristen kann nur sein, Facebook zu meiden. Unternehmen haben dort nichts zu suchen; denn ihre Geschäftsinteressen beißen sich regelmäßig mit den Besonderheiten des Web2.0 und den dort gängigen interaktiv-privaten Umgangswünschen (…)“.

Vor diese Aussage stellt Medienrechtler Hoeren kurze Darstellungen in Bezug auf Impressumspflicht, Recht der Gegendarstellung und UWG. Zurecht weist hier Hoeren darauf hin, dass eine Fanpage der Impressumspflicht unterliegt und – wie bei allen Veröffentlichungen im Internet auch – Ansprüche auf Gegendarstellung und Unterlassung entstehen können. Aber was hat dies speziell mit Facebook zu tun? Nichts; denn die Ausführungen treffen in gleicher Weise auf Blogs, Foren oder andere Möglichkeiten der Publikation im Internet zu. Natürlich werden Probleme entstehen, wenn Mitarbeiter Bilder ohne entsprechende Rechte posten oder via „fake accounts“ tätig werden und etwa im Auftrag des Arbeitsgebers Wettbewerber negativ darstellen. Aber nochmal: Dies ist keine spezifische Problematik von Facebook, sondern des sog. Web 2.0.

Unverständlich erscheint, dass ein so renommierter Medienrechtler nicht über den Tellerrand hinausschaut und die Chancen der Kommunikation von Unternehmen via Facebook u.a. Web 2.0 Plattformen nicht erkennt. Geschäftsinteressen beißen sich nicht mit dem Web 2.0, sondern lassen sich mit den Besonderheiten des Web 2.0 und Facebook in Einklang bringen. Für diese Gestaltungsaufgabe braucht man Ideen, Konzepte und gute Mitarbeiter. Manchmal auch begleitenden Juristen. Aber nicht solche vom Schlag eines Prof. Hoeren.

 

update: Hier habe ich noch diese Antwort von Prof. Hoeren gefunden:

Besten Dank für die Diskussion. Mir geht es mit meiner Facebook-Kritik um zwei Dinge: einmal um einen deutlichen Hinweis auf die juristischen Probleme eines kommerziellen Facebook-Auftritts und (auch in Relation zu diesen Problenen) die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines Auftritts. Nicht jedes Unternehmen gehört in Facebook. Warum müssen Volksbanken dort auftauchen oder eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft? Natürlich gibt es facebookaffine Produkte wie Coca-Cola, die über das Web 2.0 evtl. neue Kunden generieren oder zumindest ihr Image unterstützen. Aber bestimmte Sparten sind nicht fürs Web 2.0 gemacht. Und deshalb habe ich Angst vor dem Facebook-Hype, der mich an die Zeiten erinnert, als BMW bei Second Life eine Dependance hatte (kennt jemand noch Second Life).

Diese Antwort macht nur klarer, was schon zu erwarten (befürchten) war. Herr Hoeren erkennt nicht, dass alle Unternehmen im Dialog stehen – nicht nur Werbung machen.

Blogger in Charge bei Futurebiz, Speaker, Autor und Senior Digital & Social Media Berater bei der Agentur BRANDPUNKT. Jan Firsching berät Marken und Unternehmen bei der Entwicklung von digitalen und Social Media Strategien. Zu Futurebiz Consulting Blogger in charge at Futurebiz. Speaker, author and senior digital & social media consultant at the BRANDPUNKT agency. Jan Firsching advises brands and companies on the development and implementation of digital and social media strategies.

5 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Mann muss den guten man nicht unbedingt verstehen, oder? Mich verwundert zwar auch, Was bzw Wer sich alles bei FB tummelt, aber ich würde nie auf die Idee kommen es so ab zu tun.

  2. Aber wie Herr Hoeren erkennen auch noch viele Unternehmen nicht, dass Social Media für Kommunikation steht und dass dabei auch Kritik geäußert werden kann. So sind, um seine Worte aufzugreifen, viele Unternehmen (noch?) nicht fürs Web 2.0 bereit, weil sie noch immer auf Einwegkommunikation stehen und unzufriedene Kunden als Querulanten verurteilen, anstatt sie ernst zu nehmen und aus ihrer Kritik Lehren zu ziehen.

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