Facebook Interviews Social Media

Melanie Gömmel von WWF Deutschland im Interview über organische Reichweiten, Google Grants und NGOs auf Facebook.

Melanie Goemmel - WWF DeutschlandDer Einsatz von sozialen Netzwerken gehört nicht nur für Marken und Unternehmen zum Alltag, sondern auch für NGOs. Die Voraussetzungen sind jedoch sehr unterschiedlich und NGOs verfolgen auch andere Ziele. Spendenaufrufe, Petitionen, Fundraising und Kampagnen werden über soziale Netzwerke kommuniziert, Mitglieder geworben und Aufmerksamkeit generiert. Speziell Facebook ist für deutsche NGOs ein wichtiger Treiber. NGOs sehen sich aber auch einem starken Wettbewerb im News Feed mit Unternehmen ausgesetzt. Mit den großen Werbebudgets können NGOs nicht mithalten. Somit haben Interaktionen und die organische Reichweite einen noch höheren Stellenwert.

Aber NGOs erhalten auch Unterstützung. Beispielsweise durch das Google Grants Programm. Bei dem Programm erhalten NGOs finanzielle und beratende Unterstützung. Google Grants gibt es für AdWords, für YouTube und für Google Apps. Aber nicht alle Netzwerke bieten solche Programme an. Auch Facebook nicht. Zwar gibt es seitens Facebook viele gute Kampagnen von denen auch NGOs profitieren, ein Programm, oder Ansprechpartner sucht man allerdings vergeblich. Das stellt NGOs vor Probleme. Zum Beispiel auch Melanie Gömmel von WWF Deutschland. Im Interview erzählt Melanie wie WWF Deutschland Facebook einsetzt und warum es immer noch hohe organische Reichweiten gibt. Des Weiteren geht Melanie auf das Google Grants Programm ein und wie ein ähnliches Programm für Facebook aussehen könnte.

Hallo Melanie, Du bist Social Media Redakteurin beim WWF und betreust unter anderem deren Facebook Seite. Welchen Stellenwert hat Facebook für euch und wie wichtig ist der Dialog mit bestehenden und potenziellen Mitgliedern über soziale Netzwerke?

Natürlich ist Facebook enorm wichtig. Facebook mobilisiert: Bei der Kampagne zum Great Barrier Reef kamen ca. 1/3 unserer Petitions-Unterschriften von unserer Facebook-Community. Fundraising via Social Media steckt zwar in Deutschland noch in den Kinderschuhen, aber natürlich ergeben sich hier zukünftig viele Möglichkeiten. Insgesamt wird der Dialog mit Unterstützern immer wichtiger für uns.

WWF Deutschland - Facebook organische Reichweite NGO

Viele Unternehmen kämpfen mit der sinkenden organischen Reichweite. Wie sieht die Situation bei WWF Deutschland aus und wie stehst Du zum Einsatz von Facebook Anzeigen? Sind Facebook Anzeigen auch für NGOs ein „Must Have“?

Wir erreichen aktuell rund ein Drittel unserer Fans, haben organische Beitragsreichweiten von 65.000 – bei 215.000 Fans. In den letzten 18 Monaten ist unsere organische Reichweite sogar gestiegen. Facebook-Anzeigen sind aber auch extrem interessant für uns. Wir haben dadurch weniger Streuverluste. Je besser wir unsere Zielgruppe aussteuern, desto weniger Geld „verpulvern“ wir und können mit schlankem Budget ein Maximum für den Naturschutz herauszuholen.

WWF Deutschland - Statistiken zur organischen Reichweite. Eine organische Reichweite von 33 % ist der Regelfall.

Welche sozialen Netzwerke spielen neben Facebook eine entscheidende Rolle für WWF Deutschland?

Twitter und YouTube. Überraschend gut funktioniert aber auch Google Plus bei uns: Im November hat unsere Reichweite Google Plus sogar mit der von Facebook aufgeschlossen.

Mobile Messenger sind ein spannendes Thema und in den USA hat WWF mit seiner #LastSelfie Kampagne auf Snapchat für Aufsehen gesorgt. Beschäftigt Ihr Euch auch in Deutschland mit aufstrebenden sozialen Netzwerken und mobile Apps?

Die #LastSelfie-Kampagne wurde ja weltweit von Bloggern beachtet –ein schöner Erfolg. Allerdings hielt sich die Zahl der Teilnehmer noch in Grenzen. Trotzdem lohnt sich dieser Mut zur Originalität. Bei neuen Netzwerken melden wir uns frühzeitig an, hören zu und versuchen die ersten Meinungsführer als Follower zu gewinnen. Wenn es dann größer und lauter wird, denken wir darüber nach, ob der Kanal unsere Ziele unterstützt und im Kommunikationsmix sinnvoll ist.

Google verfügt über ein eigenes Programm für NGOs an und bietet unter anderem Unterstützung für YouTube und Google Anzeigen. Wie sind deine Erfahrungen und wie wichtig ist der Support von Google für NGOs?

Das Google Grants-Programm für gemeinnützige Organisationen ist für uns Gold wert. Wir bekommen hier nicht nur finanzielle, sondern auch sehr gute beratende Unterstützung. Natürlich gibt es hier auch einige Restriktionen. So darf zum Beispiel nur eine Domain verlinkt werden. Insgesamt ist der Support von Google aber unverzichtbar für uns geworden.

Bei Facebook herrscht eine andere Situation vor. Die Unterstützung für NGOs ist überschaubar. Was sind Eure Probleme auf Facebook und wie könnte eine Unterstützung seitens Facebook aussehen?

Wir als WWF können auf Facebook nicht mit den Budgets großer Marken konkurrieren. Ein NGO-Ansprechparter und ein Grants-Programm wären natürlich sehr hilfreich für uns. Was ich mir außerdem vorstellen könnte: eine „NGO“-Kategorie, die das Bidding von Keywords nicht in Konkurrenz zu höheren Geboten setzt. Denn: Unsere Anzeigen werden weniger häufig eingeblendet, wenn höhere Gebote für die Zielgruppe vorhanden sind. Oder eine Account-Promotion, die gezielt NGO-Pages als Follow-Empfehlung anzeigt.

Warum würde auch Facebook und die Facebook-Nutzer von einem eigenen NGO Programm profitieren?

In der Katastrophenhilfe hat Facebook schon tolle Arbeit geleistet. Zuletzt konnten Facebook-Nutzer zum Beispiel eine Woche lang für drei NGOs spenden, die gegen Ebola kämpfen. Solche Aktionen können helfen dringend benötigte Mittel schnell und effizient einzusammeln. Das hilft nicht nur den NGOs, sondern auch Facebook und den Nutzern selbst. Die Reichweite unserer Fanpage zeigt: Nutzer interessieren sich für unsere Inhalte. Würden diese Inhalte noch weiter von Facebook gepusht, hätte das vermutlich enorm positive Effekte auf die Aktivitäten in der Community – ein großartiger Schub für Facebook. NGO und Facebook könnten jeweils ihre Stärke für den guten Zweck nutzen.

Danke für das Interview Melanie!

Blogger in Charge bei Futurebiz, Speaker, Autor und Senior Digital & Social Media Berater bei der Agentur BRANDPUNKT. Jan Firsching berät Marken und Unternehmen bei der Entwicklung von digitalen und Social Media Strategien. Zu Futurebiz Consulting Blogger in charge at Futurebiz. Speaker, author and senior digital & social media consultant at the BRANDPUNKT agency. Jan Firsching advises brands and companies on the development and implementation of digital and social media strategies.

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