Lieber Mark Zuckerberg,
herzlichen Dank für die Portion gute Laune, die Dein Post uns heute gibt. Das ist nicht ironisch gemeint, denn wir sind keinesfalls schlechter Laune, nur weil Ihr jetzt nochmal ausholt, um die organische Reichweite von Content auf der Facebook Plattform abzuschaffen weiter zu reduzieren; denn Deine Ausführungen haben uns doch alle sehr erheitert. Ich zitiere
“(…) We feel a responsibility to make sure our services aren’t just fun to use, but also good for people’s well-being. So we’ve studied this trend carefully by looking at the academic research and doing our own research with leading experts at universities. The research shows that when we use social media to connect with people we care about, it can be good for our well-being. We can feel more connected and less lonely, and that correlates with long term measures of happiness and health”.
Aha, wird Facebook jetzt das neue globale Happiness Institute und tritt in unmittelbare Konkurrenz zu Coca-Cola? Welche Studien von Harvard, Yale oder Stanford liegen denn zum Thema Glück vor, die uns nachweisen, dass Facebook, Tinder & Co. ein Bollwerk gegen die Vereinsamung in Zeiten des Smartphones sind? Oder haben Eure Studien ergeben, dass die Verlagerung von realer Kommunikation auf WhatsApp dazu führen, dass wir uns dann doch mehr Zeit mit Freunden und Familie verbringen, weil uns jeder Chat die Bedeutung von persönlichen Kontakten aufzeigt?
Wir haben also alle herzlich gelacht und waren dann auch nicht böse, dass die Begründung gleich folgt:
“On the other hand, passively reading articles or watching videos — even if they’re entertaining or informative — may not be as good.”
Ja das stimmt. Passives Lesen von Artikeln hält uns ab vom Treffen mit Menschen. Wir sollten eh weniger Lesen und mehr Chatten. Und wenn wir Videos auf Facebook anschauen, dann kommen wir immerhin nicht auf die dumme Idee, dies auf YouTube zu tun; und das wäre ja nicht gut für das well-being von Facebook.
Wir Marketer mögen ja durchaus ein Stück abhängig sein von den Reichweiten, die wir auf Plattformen wie Facebook erzielen. Und wir sind Geschäftspartner, denn wir alle haben gemeinsam daran gearbeitet, die Kommunikationsbeziehungen zwischen Marken und Kunden im neuen Raum des Social Web zu gestalten. Das hat uns in der Ausgestaltung der digitalen Kommunikation neue Möglichkeiten geschafft und wir haben auch Geld damit verdienen können; wie Facebook auch.
Wenn wir also Geschäftspartner sind, dann sollten wir auch ehrlich über Geschäfte sprechen können. So wie sich in den Jahren 2009 – 2013 Millionen von Menschen haben verführen lassen, einen Teil ihrer Mediennutzungszeit auf Facebook zu verlagern, so ziehen sie nun weiter. Daran werden auch Eure Plakate nichts ändern, mit denen Ihr uns in der Weihnachtszeit an allen Bushaltestellen begrüßt habt. Und wir alle werden auch in den neuen Neuen Medien weiterhin gute Kommunikation für Marken gestalten können. Dazu gehören auch die Facebook Produkte Instagram, WhatsApp und Messenger und weitere. Wir können die Zeit nicht anhalten. Wir tun gut daran, uns an dem Kommunikationsverhalten unserer Zielgruppen zu orientieren und wir sind besser darin geworden, die Kommunikation an den Interessen der Menschen auszurichten und relevanter zu werden. Diese Nähe werden wir auch außerhalb der Facebook Plattform erzielen können.
Das wißt Ihr natürlich auch und wir wissen sehr gut, dass Ihr nicht dumm seid. Ihr macht einen sehr guten Job und das wissen wir zu schätzen; wir danken Dir also für die heutige Erheiterung, freuen uns auf das neue Facebook Happiness Projekt und haben im übrigen gar kein Problem damit, dass Reichweite Geld kostet. Denn das Märchen der organischen Reichweite haben wir unseren Kunden und Lesern nie als langfristige Perspektive versprochen. So dumm sind wir nun auch wieder nicht.
Wir warten also gespannt, wie sich Facebook in 2018 ändern wird.
Geschäftsführer der Agentur BRANDPUNKT sowie Gründer / Autor von Futurebiz.
Brandpunkt ist eine Berliner Agentur für Digitale Markenführung & Social Media.