Neben Inhalten von Freunden und Kontakten und Inhalten aus der Unterhaltungsbranche dominieren Nachrichten den Facebook News Feed und unsere Twitter Timeline. Geht es nach dem Digital News Report 2017 von Reuters, sind Facebook und Co. aber nur für 6 % der Deutschen die wichtigste Nachrichtenquelle. Wie passt das zusammen?
Soziale Netzwerke als Nachrichtenquelle überschätzt?
Deutschland belegt im Digital News Report 2017 bei der Wichtigkeit von sozialen Netzwerken als Nachrichtenquelle den vorletzten Platz. In den USA sehen im Vergleich 14 % soziale Medien als wichtigste Nachrichtenquelle und in Australien und Brasilien sind es sogar 18 %.
Der Report bestätigt erneut, dass jüngere Nutzer mehr Nachrichten in den sozialen Medien verfolgen. Für Menschen zwischen 18 und 24 Jahren haben soziale Netzwerke mittlerweile TV überholt. Addiert man hierzu noch weitere Online-Formate dazu, kommt Online auf 64 % und TV lediglich auf 24 %. Bei der Zielgruppe 55+ sieht es entsprechend anders aus. Hier dominiert TV mit 53 % als Hauptnachrichtenquelle und Online ist nur für 25 % der Favorit. Für Print sieht es erwartungsgemäß noch schlechter aus.
Die Entwicklung hin zu Social Media und Online im Allgemeinen setzt sich weiter fort, ist aber noch lange nicht abgeschlossen. In Deutschland läuft sich auch weiterhin langsamer ab, als es beispielsweise in den USA der Fall ist. In Groß Britannien ähnelt die Entwicklung der in Deutschland. Das kommt vielleicht etwas überraschend, aber auch hier sind soziale Netzwerke nur für 7 % die wichtigste Nachrichtenquelle. Mit der Anmerkung, dass in jüngeren Zielgruppen der Anteil höher ausfällt.
Messenger in Asien mit höherer Bedeutung
Länderübergreifend hat Reuters ermittelt, dass Facebook nach wie vor das wichtigste soziale Netzwerk für den Konsum von Nachrichten ist. Der Abstand zu YouTube ist groß und mit WhatsApp folgt der erste mobile Messenger auf dem dritten Platz.
Asien gilt als das Land der mobile Messenger. Mit WeChat, Line und Kakao Talk sind hier Messenger vertreten, die über hohe Reichweiten verfügen und Publishern und Unternehmen mehr Möglichkeiten zur Verfügung stellen. Das spiegelt sich auch beim Nachrichtenkonsum wieder. Während WhatsApp länderübergreifend auf 8 % kommt, sind es für Kakao Talk in Südkorea 22 %. Line kommt in Japan auf 13 %.
Snapchat schafft es nur auf 1 % und liegt damit noch hinter Instagram mit 3 % zurück. Beide mobile Apps bieten Nachrichtenseiten und Publishern neue Möglichkeiten, die aktuell von den Nutzern aber noch nicht in dem Umfang angenommen werden. Wirklich überraschend ist dies aber nicht. So ist der Snapchat Discover Bereich in der App weit nach unten verfrachtet worden und zusätzlich ist die Bereitstellung von regionalen Inhalten noch kaum verfügbar. In Groß Britannien nutzen 10 Mio. Menschen Snapchat. Mit Snapchat Discover wird aktuell aber nur 1 % dieser Menschen erreicht. Hier besteht für Snapchat noch viel Potenzial.
Das Thema Messenger wird in 2017 weiter an Fahrt aufnehmen und so ist davon auszugehen, dass im kommenden Digital News Report auch außerhalb von Asien die Bedeutung von Messaging Apps für den Nachrichtenkonsum ansteigen wird.
Social Media Nutzer konsumieren mehr Videos
Ein Drittel der Befragten aus den USA konsumieren wöchentlich Nachrichten durch Videos im Netz. Damit sind die USA Spitzenreiter vor Kanada mit 32 % und Brasilien und Griechenland mit jeweils 30 %.
Und Deutschland? Auch hier liegt Deutschland mit 17 % auf den hinteren Plätzen. Grund hierfür ist, dass in Deutschland Nachrichtenseiten eine höhere Bedeutung haben, als dies zum Beispiel in den USA der Fall ist. In Deutschland sehen sich 34 % hauptsächlich Videos auf Nachrichtenseiten an. Auf Facebook und Co. sind es 29 %. In den USA sieht es anders aus und es gibt fast doppelt so viele Nutzer, welche sich Videos bevorzugt in sozialen Netzwerken ansehen. Generell lässt sich sagen, dass aktive Social Media Nutzer mehr Videos auf Facebook, YouTube und anderen sozialen Netzwerken konsumieren.
Interessant hierbei ist, dass 41 % weiterhin Texte bevorzugen. „Putting Video First“ mag für Facebook die Zukunft sein. Ein weiterer Grund dafür, warum sich Nutzer gegen Videos entscheiden, sind Pre-Roll ADs (35 %). Ob die Einführung von Mid-Roll Ads die Lösung hierfür ist, möchte ich doch stark bezweifeln. Ich kann Facebook und auch das Interesse auf Publisherseite an Mid-Roll Ads sehr gut nachvollziehen. Aus Nutzersicht ist es aber sicherlich nicht die ideale Lösung. Seit Jahren ärgern wir uns über Werbeblöcke im TV und ein Werbeblock in einem zwei Minuten Video ist nichts, worauf Nutzer warten. Genau das wird in 2017 eine der Hauptaufgaben von Facebook. Wie können Publisher dazu animiert werden, noch mehr native Videos auf Facebook zu veröffentlichen und wie können diese Videos monetarisiert werden, ohne dabei die Nutzer zu vergraulen. Hierauf bin ich sehr gespannt. Für mich stellen Pre- oder Mid-Roll Ads aber eher eine kurz- anstatt langfristige Lösung dar.
Das ist nur ein Auszug aus den Ergebnissen des Digital News Reports 2017. Der Report ist nicht nur für Publisher, Journalisten und Blogger interessant. Jeder er sich mit Digital und Social Media Marketing beschäftigt, sollte sich den Report einmal ansehen.
Blogger in Charge bei Futurebiz, Speaker, Autor und Senior Digital & Social Media Berater bei der Agentur BRANDPUNKT. Jan Firsching berät Marken und Unternehmen bei der Entwicklung von digitalen und Social Media Strategien. Zu Futurebiz Consulting
Blogger in charge at Futurebiz. Speaker, author and senior digital & social media consultant at the BRANDPUNKT agency. Jan Firsching advises brands and companies on the development and implementation of digital and social media strategies.