Bildquelle Flickr: Fotograf Tsahi Levent-Levi
„Come see our new home on Android.” Mit diesen Worten hat Facebook US-Medienvertreter zu einem Presseevent am 04. April eingeladen. Es wird vermutet, dass es sich nicht um die Ankündigung eines eigenen Facebook „Phones“ handeln soll, sondern viel mehr um angepasste Android Version, die Facebook in den Mittelpunkt stellt.
Seit Jahren gibt es regelmäßig Meldungen und Spekulationen über ein eigenes Facebook Phone. Mark Zuckerberg hat mehrmals deutlich betont, dass Facebook kein eigenes Smartphone bauen wird. Eine angepasste Android Version bzw. einen eigenen Launcher wäre somit eine sinnvolle Alternative. Das Nuterverhalten hat sich verändert. Seit ein paar Monaten wird Facebook häufiger mobil, als stationär, verwendet. Der Messenger bekommt in regelmäßigen Abständen neue Funktionen und Facebook experimentiert mit weiteren eigenständigen mobilen Apps, die entweder auf dem sozialen Netzwerk aufbauen, oder es um neue Funktionen ergänzen. Hierzu muss man aber anmerken, dass außer dem Messenger, der Erfolg der zusätzlichen Apps überschaubar ist.
Im März diesen Jahres sollte eine weitere App folgen, die sich auf ortsbasierte Funktionen und Informationen spezialisiert. Bis heute ist von der App aber nichts zu sehen und so besteht die Möglichkeit, dass Facebook die Funktionen in eine adaptierte Android Version integriert. Die Aktivität der Nutzer soll gefördert werden und je tiefer Facebook in ein mobiles OS integriert ist, um so leichter können Nutzer auf neue Inhalte aufmerksam gemacht werden. Die Facebook Kamera App könnte die Standard Android Foto-App ersetzen. Es könnten zusätzliche Widgets für Veranstaltungen, Apps und verschiedene Newsfeed Ansichten geben, die dem Homescreen automatisch hinzugefügt werden. Facebook ist ein fester Bestandteil des Online-Alltages und sobald Nutzer ihr Smartphone einschalten, soll das auch mobil der Fall sein.
Hört sich interessant und aus der Sicht von Facebook sinnvoll an. Letztendlich werden aber die Nutzer darüber entscheiden, ob sie Facebook so präsent auf ihren Smartphone sehen möchten. Über Benachrichtigungen und Widgets kann Facebook bereits heute prominent auf dem eigenen Homescreen platziert werden. Egal was Facebook am Donnerstag vorstellt, es muss den Nutzern einen Mehrwert bieten und an die mobile Nutzung angepasst werden. Für mich steht hierbei der Messenger im Mittelpunkt. Seit einigen Tagen ist es möglich Telefonanrufe in der App zu tätigen. Ein klares Signal an WhatsApp und andere Messenger Dienste. Jede Minute, die Nutzer ihren Smartphones widmen ist hart umkämpft. Neue Apps haben es immer schwerer, einen Teil dieser Zeit für sich zu gewinnen. WhatsApp ist die große Ausnahme und jede Minute die in WhatsApp verbracht wird, fehlt Facebook. Deswegen wird der Messenger sukzessive ausgebaut.
Auf der einen Seite gibt es die Nutzer und auf der anderen Seite gibt es Sheryl Sandberg. Facebook muss es gelingen, ein gutes mobiles Nutzererlebnis zu kreieren und gleichzeitig müssen die Werbekunden zufrieden gestellt werden. Je tiefer Facebook in Android integriert ist, um so mehr Möglichkeiten gibt es theoretisch auch Werbung anzuzeigen. In der stationären Facebook Version gibt es für Anzeigen den Newsfeed, die rechte Spalte, diverse Unterseiten, die Suche und den Logout-Screen. Mobil gibt es nur den Newsfeed und wenn ich mir jetzt schon die Darstellung von Anzeigen für mobile Apps ansehe, ist die Schmerzgrenze fast erreicht. Am meisten stört mich, dass es keine Möglichkeit gibt, Anzeigen für mobile Apps zu verbergen, aber das ist ein anderes Thema.
Das mobile Facebook OS wird wahrscheinlich zuerst auf einem eigens entwickelten HTC Smartphone erscheinen. Für den Start ist das die richtige Entscheidung. Um die neuen Funktionen aber langfristig zu verbreiten, müssen alle Nutzer die Möglichkeit haben, die Android Version zu installieren. Es stellt sich auch die Frage was Google davon hält, die natürlich genau das Gegenteil wollen und weniger Facebook und mehr Google Apps auf den Homescreens der Nutzer als Ziel haben. Das Kindle Fire von Amazon lässt grüßen. Auch hier wurde eine eigene Android Version entwickelt, die dazu dient, Apps und Multimediainhalte über den eigenen Store zu vertreiben. Wenn wir an Facebook denken, dann gibt es das App-Zentrum. Anders als der Amazon Store, könnte das App-Zentrum als Brücke zwischen Facebook und dem Google Play Store dienen und so für zusätzliche Verbreitung von Apps sorgen.
Viele Spekulationen. Am Donnerstag wird sich zeigen, was Facebook sich ausgedacht hat. Der Erfolg wird von dem Mehrwert der Nutzer abhängen und von der Verbreitung des alternativen Androidsystems. Erste Screens bereits bei Androidpolice aufgetaucht. Viel kann man aber noch nicht erkennen.
Ach so, was ist mit den iOS Nutzern?
Blogger in Charge bei Futurebiz, Speaker, Autor und Senior Digital & Social Media Berater bei der Agentur BRANDPUNKT. Jan Firsching berät Marken und Unternehmen bei der Entwicklung von digitalen und Social Media Strategien. Zu Futurebiz Consulting
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