Soziale Funktionen dürfen nicht am Ende, oder nebenbei integriert werden, sondern müssen ein zentraler Bestandteil der App/Webseite sein. Machen Unternehmen alles richtig, sprechen wir von “Social by Design”. Heißt: soziale Funktionen und Verknüpfungen bilden den Kern der Applikation. Meistens wird aber ein anderer Ansatz verfolgt, bei dem erst zum Schluss soziale Funktionen eingesetzt werden. Das liegt unter anderem an knappen Timings, engen Vorgaben und falschen Verständnis von Social Media und digitalen Technologien.
Beliebt ist auch die Verknüpfung zwischen bestehenden Features und Social Media. Meistens kommt eine Verbindung zu Facebook zum Einsatz. Diese Strategie soll dafür sorgen, dass bekannte Tools und Funktionen aus dem Netz “sozial” gestaltet werden. In einigen Fällen funktioniert dieser Ansatz, in vielen Fällen wirkt die Integration von Facebook und Co. verkrampft und gezwungen. “Ship to Friends” von FedEx ist hierfür ein Beispiel. FedEx bietet seinen Kunden die Option, Sendungen komplett auf Facebook zu planen und abzuwickeln. Zusätzlich kann der Adressaufkleber gestaltet und das Paket an einen Freund geschickt werden.
Prinzipiell eine gute Idee, aber ähnlich wie bei diversen Facebook Shops wird lediglich ein Produkt auf Facebook gespiegelt und es wird irgendwie versucht Freunde in die App einzufügen. FedEx muss sich bei dem Produkt eine Frage stellen: Welchen Mehrwert bietet Ship to Friends meinen Kunden und welche Vorteile gibt es gegenüber dem regulären Prozess auf der Webseite?
Ship to Friends verfügt über soziale Funktionen, ist aber nicht Social by Design. Best Practices sind hier Airbnb, Gogobot und diverse Social Games. Diese Apps und Dienste leben von sozialen Informationen und Nutzeraktionen. Nicht jedes Produkt verfügt über diese Informationen bzw. braucht sie.
Hinzu kommt das Facebook über ein ähnliches Produkt verfügt: Gifts. Facebook verfügt über den Heimvorteil. Heißt es wird keine Applikation benötigt und der Ablauf ist (zumindest für den Absender) einfacher gestaltet.
Aktuell hat Ship to Friends 1.000 monatliche Nutzer. Von einem Ansturm auf die App kann also Beileibe nicht gesprochen werden. Wenn FedEx soziale Funktionen integrieren möchte – Social on Top – würde sich die eigenen Webseite besser eignen. Die Kunden sind es gewohnt auf der Webseite Sendungen zu planen und zu verfolgen und könnten auf die neuen Features hingewiesen werden. Die Aufmerksamkeit wäre so sicherlich größer, als bei einer Canvas-App.
FedEx wird keine Wunderdinge von der App erwarten. Vielleicht wurde Ship To Friends auch mit Absicht auf Facebook.com gestartet, um das Nutzerverhalten und Feedback auszuwerten. Die Anzahl der verschickten Pakete wird überschaubar sein und FedEx kann hieraus lernen und die Erfahrungen für den weiteren Ausbau auf Fedex.com einsetzen.
Je früher Marken soziale Netzwerke tief in ihr Produkt, ihre App und ihre Webseite integrieren, um so besser wird sich das auf die User Experience auswirken. Facebook bietet viele Möglichkeiten, um einerseits das Nutzererlebnis zu personalisieren und zweitens Nutzeraktivitäten im Freundeskreis zu verbreiten. Das funktioniert aber nur, wenn die Features von Anfang an mit eingeplant und konzipiert werden. FedEx hat sein bestehendes System auf Facebook übertragen. Ein tatsächlicher Mehrwert entsteht für den Nutzer aber nicht. Nicht jedes Produkt eignet sich für Social by Design und eine Portierung von einem Element der Webseite auf Facebook, ist nur in den seltensten Fällen erfolgreich.
Blogger in Charge bei Futurebiz, Speaker, Autor und Senior Digital & Social Media Berater bei der Agentur BRANDPUNKT. Jan Firsching berät Marken und Unternehmen bei der Entwicklung von digitalen und Social Media Strategien. Zu Futurebiz Consulting
Blogger in charge at Futurebiz. Speaker, author and senior digital & social media consultant at the BRANDPUNKT agency. Jan Firsching advises brands and companies on the development and implementation of digital and social media strategies.