Wir haben vermutet, dass die Diskussionen über den Newsfeed und den EdgeRank langsam abnehmen. Weit gefehlt. Aus verschiedenen Ecken des Netzes kommen immer neue Statistiken und Meinungen, die sich mit dem EdgeRank beschäftigen.
So haben Mark Cuban (Besitzer der Dallas Mavericks) und George Takei öffentlich ihren Unmut über den Newsfeed-Filter geäußert und Socialbakers liefert aktuelle Zahlen, die einen weiteren Rückgang der organischen Reichweite aufzeigen.
Normalerweise verhält sich Facebook bei solchen Diskussionen ruhig. Das hat sich verändert und Will Cathcart hat sich gleich zweimal geäußert und vier Faktoren für die Verbreitung von Beiträgen im Newsfeed genannt.
- Direkt Interaktionen mit Beiträgen von Fans – mehr Sichtbarkeit
- Ausbleibende und negative Reaktionen von anderen Fans – weniger Sichtbarkeit
- Interaktionen mit Post-Arten (Links, Fotos, Text) – mehr Sichtbarkeit für diese Post-Arten
- Negative Reaktionen in der Vergangenheit – weniger Sichtbarkeit
Der letzte Punkt war hauptsächlich für den Rückgang der Reichweite seit September 2012 verantwortlich. Wenn wir die Unternehmens-Brille absetzen und wie Nutzer denken, ist dieser Schritt zu 100 % richtig. Wir dürfen nicht vergessen, warum Nutzer auf Facebook aktiv sind und mit welcher Motivation sie dort agieren. Marken-Seiten bilden nur einen Teil von Facebook ab. Der Kern sind Nutzerbeiträge und Facebook muss diese Inhalte stärken. Marken haben die Aufgabe wie Nutzer zu denken und zu agieren, ohne dabei ihre Unternehmensziele aus den Augen zu verlieren.
Das ist nichts neues. Durch die reduzierte Reichweite scheint es so, als wird es einigen Marken erst jetzt bewusst. Der Newsfeed ist die erste Anlaufstelle der Nutzer und es sollen nur interessante und auf die Interaktionen des Nutzers abgestimmte Inhalte präsentiert werden.
Facebook schluckt keine Beiträge. Es schaffen aber nicht alle Beiträge in den Newsfeed zu gelangen und das ist im Sinne der Nutzer. Der Newsfeed ist vergleichbar mit einer Titelseite. Nur die wichtigsten Meldungen werden präsentiert. Die restlichen Posts finden sich im Seitenfeed, in Listen und auf der Chronik wieder.
In der Theorie hört sich das gut an. In der Praxis sieht es aber so aus, dass Nutzer kaum von Listen Gebrauch machen. Der Seiten-Feed ist auch nichts anderes als eine Liste. Unserer Meinung nach kann die Reichweite nur minimal gesteigert werden.
Für einige Unternehmen mögen die Änderungen wie ein Schlag ins Gesicht wirken. Es sollte aber als Signal verstanden werden und Marken verdeutlichen, worum es bei Facebook geht – um die Nutzer.
Laut Facebook ist die durchschnittliche organische Reichweite von Posts nicht gesunken. Auf der fmc wurden 16 % genannt. Es war doch ein wenig verwunderlich, dass ein Aufschrei auf diese Aussage ausblieb und erst auf die Untersuchungen von EdgeRank Checker und Socialbakers erfolgt ist.
Eine Reichweite von 100 % gibt und gab es nie. Seiten die ihren Fans guten Content geliefert haben, spüren keine Auswirkungen der Newsfeed-Anpassung. Seiten die schlechte Inhalte bieten und Probleme mit negativem Feedback haben, spüren die Auswirkungen dafür umso deutlicher.
Es müssten Unmengen von Seiten analysiert werden, um die eine, oder die andere Aussage zu bestätigen. Hat eine Seite viel Reichweite verloren, müssen die Community-Manager die Entwicklung genau verfolgen und agieren. Hier finden sich Unternehmen schnell in einem Teufelskreis wieder, der zu einer immer niedrigeren Reichweite führt. Marken müssen ihre Content-Strategie überdenken. Was in der Vergangenheit zu einer akzeptablen Reichweite geführt hat, funktioniert nicht mehr. Es muss mehr Augenmerk auf negativen Reaktionen gelegt werden, Beiträge müssen genauer analysiert und geplant werden.
Auf Grund der EdgeRank-Anpassung ist Facebook für Unternehmen nicht weniger attraktiv und effektiv. Es wird immer unterschiedliche Meinungen und Vorlieben geben. Einige bevorzugen einen Filter, andere wollen wirklich alles in ihrem Feed sehen. Für die Plattform ist der Filter in meinen Augen unerlässlich. All diejenigen die sich über den Filter aufregen, können das Problem selber in die Hand nehmen und lösen. Doch die Wenigsten greifen auf die verfügbaren Mittel zurück. Eventuell kann der Seiten-Feed an der Situation etwas ändern. Es ist noch zu früh, um ihn abzuschreiben. Wünschenswert wären Informationen von Facebook. Die Zugriffe auf den App-Center haben uns überrascht, vielleicht ist es beim Seitenfeed genauso.
Blogger in Charge bei Futurebiz, Speaker, Autor und Senior Digital & Social Media Berater bei der Agentur BRANDPUNKT. Jan Firsching berät Marken und Unternehmen bei der Entwicklung von digitalen und Social Media Strategien. Zu Futurebiz Consulting
Blogger in charge at Futurebiz. Speaker, author and senior digital & social media consultant at the BRANDPUNKT agency. Jan Firsching advises brands and companies on the development and implementation of digital and social media strategies.