Die Diskussion ob Facebook die Reichweite manipuliert tobt derzeit in den USA, ausgelöst durch diesen Artikel in der NY Times. Natürlich liegt es nahe darüber zu spekulieren, ob Facebook den Anteil der bezahlten posts zu erhöhen sucht, indem die Reichweite (p.i.) bei den Fans reduziert wird. Technisch hat Facebook hierzu ja die Möglichkeit. Wir haben in diesem Zusammenhang immer das Bild vom Schieberegler verwendet: Regelt Facebook die Reichweite der Fanseiten herunter (derzeit im Schnitt offenbar 16%), dann wird sich der Anteil der bezahlten posts erhöhen, da Unternehmen und Marken Reichweite zukaufen. Hier stehen also Vertrauen der Unternehmen in das Produkt Fanpage mit der Erwartung der Börse in einem Spannungsverhältnis.
Wir wollen diese Spekulation (mehr ist es derzeit nicht – und ein Nachweis wird auch schwer zu erbringen sein) hier nicht verlängern. Aber zwei Dinge interessieren uns an der Diskussion:
1. Vertrauen
Auf dem US Blog allfacebook.com wurde gestern eine Umfrage unter den Lesern gestartet, “Is Facebook Suppressing Reach To Make Pages Pay?”. Bisher haben 88% mit ja gewantwortet. Wenn 88% eines Fachpublikums hier davon ausgehen, dass Facebook die Reichweite unterdrückt, dann hat Facebook ein Vertrauensproblem – schon jetzt.
2. Mieter oder Eigentümer
In unseren Vorträgen und Workshops nutzen wir oft das Bild des Mieters oder des Eigentümers: Damit lässt sich gut verdeutlichen, dass die Reichweite einer Fanpage nur geliehen ist; und der Vermieter jederzeit die Miete erhöhen kann. Soweit die Reichweite (Fans) also über Anzeigen auf Facebook erworben wird – und nicht durch eigene Kanäle oder virales Wachstum – ist diese Investition also nicht sicher. Dies ist ja auch der Kritikpunkt in der o.g. Diskussion in den USA, wo die Kritiker sich dagegen wehren, die Reichweite zweimal bezahlen zu müssen.
Wir meinen die Konsequenz ist eine andere: Strategisch müssen die eigenen Kanäle in die Social Media Strategie integriert werden: Webseite, Newsletter, mobile Apps. Denn hier ist die Marke Eigentümer der Reichweite. Daher sind neben der Aktivität auf einer Social Media Plattform (Facebook & Co.) soziale Kommunikationsangebote in den eigenen Kanälen aufzubauen. Wir sprechen hier bewusst nicht von sozialen Features, weil es eben nicht nur um die Like Box o.ä. geht. In der digitalen Kommunikation mit unseren Kunden müssen wir die soziale Komponente immer mitdenken. Damit erweitert sich Social Media Marketing in Richtung Social CRM und verlagert sich sukzessive in die eigenen Kanäle.
Die Aktivitäten auf der Plattform (z.b. Fanpage) bleiben erhalten und sind mit der Social Media Strategie für die eigenen Kanäle in eine Wechselbeziehung zu bringen, vor allem hinsichtlich der Content Strategie aber auch des Reichweitenaufbaus.
Geschäftsführer der Agentur BRANDPUNKT sowie Gründer / Autor von Futurebiz.
Brandpunkt ist eine Berliner Agentur für Digitale Markenführung & Social Media.