Instagram hat in den letzten 18 Monaten vieles, wenn nicht alles, auf Reels gesetzt. Dieser Fokus auf Reels ist vielen Nutzer*innen negativ aufgestoßen und so ruderte Instagram zurück und gestand Fehler ein.
Adam Mosseri hatte bereits vor einigen Wochen gesagt, dass man sich zu stark auf Reels beziehungsweise Videos fokussiert habe. Jetzt hat er dies nochmals in einem Story Q&A bestätigt. Mosseri spricht von gesammelten Erfahrungen und dass der Push von Reels zu stark und zu schnell war. Viele Nutzer*innen haben negatives Feedback an Instagram gesendet und das führte nun dazu, dass wir 2023 wieder ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Fotos und Reels auf Instagram sehen sollen.
Mosseri sagt aber auch, dass es insgesamt mehr Reels als Fotos langfristig auf Instagram geben wird. Nur nicht mehr in dem Ausmaß und mit der aggressiven Vorgehensweise wie 2022.
Den kompletten Auszug der Aussagen von Adam Mosseri findet ihr bei The Verge.
Reels sind weiterhin der Engagement-Treiber von Instagram, aber nicht mehr so stark wie noch vor einigen Monaten. Dies konnten bereits Studien belegen. Die Reichweite von Reels sinkt.
Instagram setzt schon etwas länger auf ein ausgeglichenes Verhältnis und so wurde der Reichweiten-Boost für Reels im Oktober 2022, ebenfalls von Adam Mosseri, beendet. Das bedeutete, Reels erhalten nicht automatisch mehr Reichweite und werden vom Algorithmus bevorzugt, nur weil es Reels sind.
Instagram veränderte sich spürbar, hat Fehler gemacht und versucht nun diese Fehler wieder auszubügeln. An der Aussage „Wir sind keine reine Foto-App mehr“ hat sich aber nichts geändert. Videos beziehungsweise Reels bleiben das dominante Format, nur erhalten Fotos wieder mehr Sichtbarkeit und werden vom Algorithmus nicht schlechter eingestuft.
Reaktion von Instagram steht für die aktuellen Herausforderungen
Die Entwicklungen zeigen die Herausforderungen von Instagram sehr gut auf. Sie zeigen aber auch die Vorteile und die bessere Ausgangsposition von TikTok, wenn es um vertikale Videos und Content-Empfehlungen geht.
Während TikTok von Anfang an auf vertikale Videos als wichtigstes Format setzte, versuchte Instagram das Format sein Nutzer*innen zu stark aufzuzwingen. Marken, Unternehmen und Creator*innen wurde (und wird weiterhin) über Monate erzählt, dass sie Reels veröffentlichen sollen. TikTok Creator*innen setzen schon immer auf vertikale Videos. Instagram Creator*innen sollten auf einmal von Fotos zu Reels wechseln. Dass dies vielen nicht gefällt, hätte Instagram klar sein müssen.
Instagram wurde durch viele Fotografen geprägt und auch die meisten anderen Influencer*innen, haben hauptsächlich Fotos und keine Videos veröffentlicht.
Der Wettbewerb mit TikTok verschärft sich immer weiter und so muss Instagram ein Format wie Reels etablieren, um auch jüngere Nutzer*innen wieder zu aktivieren. Gleichzeitig dürfen aber bestehenden und aktive Nutzer*innen nicht verprellt werden. Vielleicht findet Instagram jetzt den Mittelweg.
„Fotos werden immer ein wichtiger Teil von Instagram sein“, Adam Mosseri
Fotos sind und werden immer ein wichtiger Teil von Instagram sein. Zumindest, wenn man Adam Mosseri Glauben schenkt. Prinzipiell ist das die richtige Entscheidung und er Instagram Algorithmus sollte so gut sein, dass er Nutzer*innen, die mehr Fotos sehen möchten, auch mehr Fotos anzeigt.
Wer mehr Reels konsumiert, bekommt mehr Reels angezeigt. Das hört sich einfach an, ist in der Praxis aber eine Herausforderung. Speziell, wenn man den Wettbewerb mit TikTok und die Entwicklung bei jüngeren Nutzer*innen berücksichtigt.
Wäre TikTok ein Instagram-Klon gewesen, wäre das soziale Netzwerk nicht so schnell gewachsen. Die Abgrenzung und vertikale Videos im Kern von TikTok sind der Grund dafür, dass TikTok so enorm gewachsen ist. Es ist auch einfacher für TikTok Foto-Formate zu integrieren, als für Instagram Reels.
Hinzu kommt, dass TikTok bei jüngeren Nutzer*innen Instagram hinter sich gelassen hat. Das liegt auch an vertikalen Videos und Content-Empfehlungen. Bei Snapchat haben wir ein ähnliches Bild. Setzt Instagram jetzt auf ein (nahezu) ausgeglichenes Verhältnis zwischen Fotos und Videos, bleiben diese beiden Vorteile für TikTok bestehen. Vertikale Video Creator*innen werden sich eher zwischen TikTok und YouTube entscheiden. Werden Reels dann zur Nummer drei?
Instagram muss aber auch erstmal Taten sprechen lassen und Mosseri hat seine Antworten so formuliert, dass es relativ viel Spielraum für Instagram gibt. Reels bleiben das dominierende Format. Reels erzielen insgesamt die meisten Interaktionen. Wie ausgeglichen die Einstufung von Fotos im Vergleich zu Reels dann wirklich ist, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.
Blogger in Charge bei Futurebiz, Speaker, Autor und Senior Digital & Social Media Berater bei der Agentur BRANDPUNKT. Jan Firsching berät Marken und Unternehmen bei der Entwicklung von digitalen und Social Media Strategien. Zu Futurebiz Consulting
Blogger in charge at Futurebiz. Speaker, author and senior digital & social media consultant at the BRANDPUNKT agency. Jan Firsching advises brands and companies on the development and implementation of digital and social media strategies.
Ich möchte gerne Instagram Foto zurück haben. Weil ich mein Foto und Video selber gestalten und Format machen möchte statt dominante Reels. Meine bearbeitete Foto oder Video wurden verformt von dominierte Reels, Es sieht nicht mehr schön aus und wurde ein Teil abgeschnitten, das frustriert mich.
Ich finde es Reel gut und ein Vorteil für automatische Untertitel. Aber man kann Untertitel schlecht lesen, weil es untere Symbole verdeckt ist. Ich bitte verdeckte Symbole nach oben versetzen, damit Untertitel besser und leichter lesen können für Hörbehinderte.
Ich frage, warum wurden Foto einfach verschwinden? Ich bitte darum Foto wieder zurück haben wie früher. Besten Dank
Eine bessere Balance zwischen Fotos und Reels (Videos) kann ich nur begrüßen. Es nervt, wenn man als Content-Creator plötzlich mehr oder weniger genötigt wird, Reels zu produzieren. Instagram war ja ursprünglich mal eine Foto-Community. Dinge verändern sich, klar, aber das Wesen einer Sache sollte man nicht grundlegend umkrempeln.
Außerdem bedeuten mehr Reels nicht mehr Qualität. Im Gegenteil, manche posten den letzten Schr..t, nur um mehr Reichweite zu kriegen. Das führt auch dazu, dass einem die Lust an Instagram vergeht. Ein halbwegs passables Foto ist dann halt doch einfacher gemacht als ein halbwegs passables Reel, deswegen bitte wieder mehr Fotos statt Reels. Auch wenn gute Reels natürlich unterhaltsam sein können.
In puncto Interaktion halte ich Reels sowieso für überbewertet. Die Reichweite ist höher, das stimmt. Aber die Interaktion ist tendenziell niedriger. Vor allem die relative Interaktion, sprich die Interaktionsrate. Ich bekomme auf Fotos eindeutig mehr Resonanz als auf Reels. Eine hohe Interaktion (nicht Interaktionsrate) sieht man nur bei viralen Reels. Ein virales Reel zu produzieren, schaffen aber nicht viele. Die meisten Reels dürften dann doch so im Bereich 1000-5000 Reichweite liegen, man sollte sich da nicht von den Reels mit Millionen Aufrufen blenden lassen. Auch bekommt man mit Reels nicht unbedingt die Follower, die wirklich wertvoll für einen sind, sondern zum Großteil sehr beliebige Follower.
Also, Reels sind ganz nett, aber sie sind nicht das Allheilmittel für erfolgreiche Social-Media-Arbeit.